Wir haben schon länger festgestellt, dass es langsam Zeit wird, der 2-Jährigen den Schnuller abzugewöhnen. Sie war einfach sehr abhängig von ihrem „Nunu“ und das leider auch noch tagsüber. Also hatten wir den Entschluss gefasst, dass sie ihren Nuckel dem Weihnachtsmann geben soll. Ich bilde mir auch ein, dass man an ihrer Zahnstellung ein wenig sieht, dass sich die Zähne von Nuckel schon leicht nach vorne gestellt haben und sich ein offener Biss gezeigt hat – es wird also höchste Zeit.
Unsere Pläne, den Nuckel möglichst sanft abzugewöhnen und dem Weihnachtsmann den Nuckel in einer feierlichen Zeremonie zu übergeben, änderten sich vor 2 Wochen drastisch, als wir an einem Samstag mit ehemaligen Nachbarn Mittagessen waren!
Das Horror-Mittagessen
Beim Mittagessen sind die 4 Kinder völlig außer Rand und Band gewesen und haben im chinesischen Restaurant nur Blödsinn gemacht! Und wenn ich Blödsinn meine, dann meine ich RICHTIG BLÖDSINN! Meine Kinder (die Nachbarskinder waren allerdings auch nicht viel besser) können sich in solchen Situationen so richtig schön in einen „Rausch blödeln“, dass man einfach überhaupt nicht mehr zu ihnen durchdringen kann und es nichts gibt, was sie wieder zur Vernunft bringt. Sie sind dann histerisch, laut, lachen sich über Ermahnungen noch mehr schlapp, schaffen es, im Sitzen noch so viel Mist zu machen, dass man über den Einfallsreichtum eigentlich nur staunen kann. Das war mega anstrengend! Der Ordnungshüter kam dann sogar noch nach, aber auch er konnte sich nicht durchsetzen. Ich also Essen runtergeschlungen und dann ab mit den Kids nach Draußen in den Nieselregen.
Ohne Nuckel das Auto zusammengebrüllt
Auch dort haben sie nur Mist gemacht, so dass ich einfach nur froh war, als wir wieder nach Hause aufbrachen. Allerdings ging dann der richtige Terror erst los: Wir hatten keinen Nuckel dabei und die mittlerweile doch sehr müde Kuschelmaus konnte im Kindersitz ohne ihren Nuckel nicht einschlafen. Um ihren Unmut über den fehlenden Nuckel Luft zu machen, hat sie auf der eigentlich kurzen Strecke, die dank Staus aber doppelt so lange gedauert hatte, 20 Minuten GEBRÜLLT! Es war kein Heulen oder Jammern, es war wirklich ohrenbetäubendes Brüllen!
Der Ordnungshüter meckerte zusätzlich lauthals, warum ich den Nachbarn in den Stau hinterhergefahren bin und nicht auf ihn höre und seinen Weg gefahren bin, weil er sich da viel besser auskennt. Ich würde sowieso nie auf ihn hören und es wäre kein Wunder, dass unsere Kinder nicht auf uns hören wenn die Mutter so einen Dickkopf hat, und blablabla. Aber wenn ich den Nachbarn vor der Abfahrt sage, dass ich gerne wieder hinter ihnen herfahre, kann ich ja nicht plötzlich einfach abdüsen und sie warten dann womöglich noch irgendwo auf mich!
Trotz Streit, Stau und Brüllerei ist die Kuschelmaus dann doch irgendwann eingeschlafen, so dass ich irgendwann auch wieder einen klaren Gedanken fassen konnte und mich – zwischen Scheidung, Adoptionsfreigabe und Nuckel-endlich-Wegnehmen hin-und herschwankend – letztendlich für das Nuckelabgewöhnen entschieden habe! Der Tag war eh schon so beschissen, da machte es auch nichts aus, sich am Abend noch mit der 2-Jährigen wegen des Nuckels zu streiten…
Nuckel abgewöhnen: Der Nuckel muss weg!
Der Beschluss war also gefasst und zu Hause angekommen wurden alle Nuckel eingezogen und immer noch ordentlich geladen, war ich auf das zu Bett gehen gespannt. Ich hatte der Kuschelmaus bereits vorher erklärt, dass sie heute Abend keinen Nuckel mit ins Bett bekommen wird. Das schien ihr mit ihren 2 Jahren und 4 Monaten aber scheinbar noch zu abstrakt zu sein, denn sie zeigte keinerlei Reaktion.
Dafür war die Reaktion im Bett umso heftiger, als sie keinen Nuckel bekommen hat! Sie schläft noch immer im Gitterbett. Obwohl sie rausklettern kann und das immer mal wieder tut, hat sie es in der Situation nicht versucht. Stattdessen hat sie brüllend in ihrem Bett rumgewütet, alles mögliche rausgeworfen, inklusive Schlafsack und Schlafanzug, den sie sich wütend vom Leib gerissen und ihn dabei fast zerrissen hat. Ich bin nach den ersten paar Brüllminuten zu ihr rein und habe mich neben das Bett gehockt, weil ich befürchtete, dass sie sich in ihrer Rage verletzen könnte. Irgendwann war sie schon sehr müde, heulte und schluchzte nur noch, schien sich aber etwas zu beruhigen. Ich konnte sie zu dem Zeitpunkt zumindest wieder anziehen und alles zurück ins Bett verfrachten. Meine Hoffnung, dass sie nun einschlafen würde, wurde aber leider nicht erfüllt. Als sie auch dann keinen Nuckel bekam, hat sie noch einmal voll aufgedreht und so geschrien, dass ich dachte sie würde brechen.
Ich nahm sie also noch einmal raus um Schlimmeres zu vermeiden und versuchte sie zu beruhigen. Gar nicht leicht, wenn man selbst am Überschäumen ist vor lauter Wut… Meine Versuche, sie bei etwas geglätteten Wogen darauf vorzubereiten, dass sie jetzt ohne Nuckel schlafen wird, führten eher wieder zu einem Aufflammen ihres Schluchzens, so dass ich das nicht weiter versucht habe. Als sie halb am Einschlafen war (allerdings immer noch unterbrochen von wiederkehrendem Schluchzen), habe ich sie ins Bett legen können und sie guckte mich noch einmal kurz an: Scheinbar hin- und hergerissen zwischen: „Ich brülle noch mal voll los und mache meinem Ärger Luft“ und „Meine Mutter sitzt eh am längeren Hebel und ich will jetzt einfach nur noch schlafen“. Die Nacht war erstaunlicherweise dann ganz ruhig.
Der zweite Abend ohne Nuckel
Am zweiten Abend war das Theater erstaunlicherweise etwas besser. Sie brüllte auch wieder eine Weile, wütete aber nicht so wie in der ersten Nacht. Ich hatte es dieses Mal vorgezogen, draußen zu warten. Der Ordnungshüter ist nach einer halben Stunde rein und konnte sie überzeugen, dass sie auch ohne Nuckel schlafen kann.
Der 3. Abend ohne Nuckel
Am dritten Abend – das war nun Montagabend – leider wieder das alte Theater: Sie hat gebrüllt und gewütet. Nach einer halben Stunde bin ich rein und habe sie bis auf die Windel nackt im Bett vorgefunden. Alles, was sich normalerweise im Bett befand, befand sich nun irgendwo im Zimmer. Nur mit größter Mühe konnte ich sie wieder anziehen und ins Bett verfrachten (die Nähte des Schlafanzuges knackten verdächtig unter ihren Versuchen, sich vor dem Anziehen rauszuwinden und sie wäre mir fast noch vom Wickeltisch geflogen!).
Danach ging es noch ein bisschen weiter mit dem Gebrüll und man hörte bereits, wie heiser sie zum Schluss war. Immerhin ist sie irgendwann alleine eingeschlafen. Die Nacht war allerdings richtig ätzend, weil sie wegen des kratzig geschrienen Halses immer wieder aufgewacht war und hüstelte, so dass ich sie irgendwann zu uns nehmen musste. Zwischendurch ist die Schnatterente auch noch 2x aufgewacht und meine Nacht war auch schon um 5:00 zu Ende, weil ich den ersten Flieger nach Hamburg zu meiner ersten Geschäftsreise nehmen musste. Müde war gar kein Ausdruck für meinen Zustand! Und mein Tag zog sich auch noch bis um 23:30 Uhr…
Besserung in Sicht an Tag 4 und ohne Mama
Aber was die Nuckelfront angeht, war es an dem Dienstag, wie ich es erwartet habe: Die Kuschelmaus hat sich von unserem AuPair ohne jegliche Probleme ohne Nuckel ins Bett legen lassen und seit dem sind wir nach vielen Tränen, Rumbockerei und Heiserkeit durch mit dem Thema Nuckel. Naja zumindest halbwegs: manchmal fragt sie schon noch danach und insbesondere der Mittagsschlaf am Wochenende klappt jetzt meistens nicht mehr. Sie heult beim Hinlegen nun auch rum, was früher nie der Fall war: Dass ich sie bisher total unkomplizierte Hinlegen und sofort das Zimmer verlassen konnte, hat bei vielen anderen Mamas für großes Erstaunen gesorgt.
Die Zeit ist jetzt leider vorbei und ich denke, dass sie mit Nuckel Mittags wahrscheinlich auch am Wochenende noch einschlafen würde. Ohne Nuckel überwiegt dann wohl ihr Dickkopf und der Wille, keinen Mittagsschlaf zu machen um nichts zu verpassen. Aber ich denke, mit 2 Jahren und 4 Monaten ist sie einfach auch schon an der Grenze zwischen Mittagsschlaf und kein-Mittagsschlaf. Die Wochenend-Nachmittage sind manchmal zwar etwas zäh, wenn sie dann schon gut müde ist, aber es ist aushaltbar.
Insgesamt schläft sie aber seit dem Nuckel Abgewöhnen nicht mehr so zuverlässig durch. Es ist jetzt gerade eher die Regel als die Ausnahme, dass sie mich nachts weckt und ich rüber muss. Allerdings hustet sie auch ganz schön doll und im Gegensatz zur Großen, die schon oft schlimmen Husten hatte und die damit eigentlich trotzdem ohne Theater schläft, fängt die Kleine an zu heulen, wenn sie der Husten zu sehr nervt… Ach war meine Nacht alleine im Hotel in Hamburg erholsam!!!
Wie ging es euch mit dem Nuckel-Abgewöhnen? Ich würde mich über ein paar gelungenere Geschichten freuen, damit ich nicht nur davon berichten kann „Wie man es NICHT macht“. 🙂
Update 2021 wie das Nuckel abgewöhnen bei unserem Jüngsten funktioniert hat
Auch der 2,5 Jährige Grinsebär liebte seinen „Nuni“ und hat selbst tagsüber bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit den Nuckel im Mund gehabt. Leider hat er ihn auch nachts nicht alleine ausgespuckt und wenn wir ihn gezogen haben, ist er schnell wieder wach gewesen und hat ihn gesucht. Er hatte also wirklich lange und beinahe dauerhaft seinen Nuckel im Mund. Und das sieht man auch an seiner Zahnstellung. Ob er deswegen mit einigen Buchstaben noch Probleme hat, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Bei ihm hat sich der Nuckel eher zufällig ausgeschlichen. Wir waren zu Weihnachten in Berlin bei meinen Eltern. Ich habe zwar tatsächlich so etwa 4 Nuckel mitgenommen (in London hatten wir zwischenzeitlich mindestens doppelt so viele), aber irgendwie haben die sich sehr schnell im großen Haus verteilt. Als dann nur noch einer da war und er diesen an einem Abend, als das Zähneputzen zu einem Wutanfall bei ihm geführt hat, wütend weggepfeffert hat, haben wir das als Anreiz genommen, ihn „nicht wiederzufinden“. Er war ja somit „selbst schuld“, dass der letzte Nuckel nicht auffindbar war.
Nuni, Nuni, Nuni!!!
Am ersten Abend lag er heulend im Ehebett neben mir und rief nach seinem Nuckel. Er war aber nicht total aufgelöst und weil ich neben ihm lag (wie so oft wenn er einschläft), konnte ich das schluchzende Kind irgendwann genug beruhigen, dass er eingeschlafen ist.
Ihm fehlte auch unter tags immer mal wieder der Nuckel und die ersten Abende gab es immer wieder Nachfragen nach dem Nucki. Aber er hat sich deutlich einfacher damit abgefunden. Ich glaube es hat auf jeden Fall geholfen, dass wir nicht zu Hause waren: Dass er nicht genau wusste, dass die Nuckel in der Box auf dem Kühlschrank liegen, dass in seinem Kindergartenrucksack immer ein Nucki in der vorderen Tasche ist und wo die Sterilisierboxen der Nuckel sind.
Wann schließt sich die Nuckel Zahnlücke?
Beim Grinsebär sieht man die durch den Nuckel verursachte Zahnlücke deutlich. Allerdings mache ich mir nicht so mega Sorgen darum, denn eine meiner Schwestern hatte noch länger einen Nuckel und eine wirklich große Lücke zwischen den Schneidezähnen. Sie brauchte zwar – wie wir alle – später eine Zahnspange, allerdings war die Zahnlücke bereits mit dem Milchzahnwechsel nicht mehr sichtbar.
Und bis wir unseren Zahnarzt in London mal wieder zu Gesicht bekommen, der wegen der Pandemie seit einem Jahr nur Notfälle und keine Kontrolle mehr macht, dauert es sicher noch ein paar Monate. Vielleicht hat sich die Lücke bis dahin auch schon wieder ein Stück verwachsen, so dass uns der Anranzer vielleicht erspart bleibt 🙂
Eure Uta x
…wie schrecklich sich diese Geschichte liest…
Deutsche Disziplin und Konsequenz bis zur sprichwörtlichen „Kotzgrenze“ wird einem 2-jährigem Mädchen aufgezwungen…sehr traurig…
Liebe Stina,
Danke für deinen Kommentar. Ich kann dir aus meiner Erfahrung vom Leben im Ausland sagen, dass die Deutschen meist die inkonsequentesten Eltern sind – und ich bin da ganz vorne dabei 🙂
Ich fand es auch nicht schön, dass sie sich so reingesteigert hat, dass sie am Ende gespuckt hat! Der Nuckel ist aber für uns (natürlich nicht für sie) in vielerlei Hinsicht unerträglich geworden und musste weg.
Beim nächsten Mal frage ich vorher Dr. Google, wie man am Besten Nuckel abgewöhnt.