In einer Woche fängt bei der fast 6-Jährigen Schnatterente die Schule wieder an: Sie kommt in Year 1, was – da sie in England ja schon in der Vorschule (Reception Class) richtig mit Lesen, Schreiben und Rechnen angefangen hat – wohl eher der deutschen 2. Klasse entspricht. Kaum reden wir über die Schule kommt unweigerlich das „Mama, kann ich dieses Jahr bitte „Packed-Lunch“ haben?!?“. Damit meint sie, dass sie statt dem angebotenen Mittagessen lieber etwas von zu Hause mitnehmen möchte. In der Regel essen Kinder, die nicht das Schulessen essen, Sandwiches als Hauptbestandteil des Packed-Lunch. Sandwiches gehen bei der Schnatterente aber leider gar nicht. Also habe ich etwas nach gesunden, schnell und einfach zuzubereitenden, kinderfreundlichen Gerichten zum Mitgeben gegoogelt. Beim Googeln bin ich auf die Aktion „Gesundes Pausenbrot“ gestoßen. Die Zubereitungsvideos sehen nach wenig Aufwand aus und die Zutaten könnten der Schnatterente auch gut schmecken. Vielleicht also eine gesunde Alternative?
Was gibt es für die Schnatterente eigentlich in der Schule zu essen?
Bei uns im londoner Bezirk Merton (ich weiß nicht wie das in anderen Gegenden ist), bekommen die Kinder von der Vorschule bis zu Year 2 kostenloses, warmes Mittagessen in der Schul-Aula. Die Schule geht ja von 8:45 – 15:15 Uhr, so dass eine warme, abwechslungsreiche Mahlzeit durchaus angebracht ist. Es gibt auch keine Essenspausen während des Schultages, in welchen die Schüler wie in Deutschland je nach Hunger einfach ihr Pausenbrot essen könnten. Zumindest ist das Essen zwischendurch ab Year 1 nicht mehr vorgesehen. In der Reception Class steht durchgehend ein Snack (Obst oder Gemüse) sowie Tetrapack-Milch zur Verfügung. Da die Schnatterente vom Snackteller regelmäßig Bananen zu essen scheint, die sie eigentlich gar nicht so gerne mag, ist das für mich ein Zeichen, dass ihr das angebotene Mittagessen nicht schmeckt. Dabei hört sich das Menü, das ihnen im drei-Wochen-Rhytmus angeboten wird, gar nicht sooo schlecht an, finde ich.
Wenn ich nachfrage, was es in der Schule zu essen gab und wie es geschmeckt hat, bekomme ich immer nur irgendwelche Quatsch-Antworten. Ich möchte auch nicht nachbohren und halte es für völlig falsch, insbesondere bei Mädchen das Essverhalten zu thematisieren – egal ob zu wenig oder zu viel!
Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, ob der Grund für die wiederholte Nachfrage der Schnatterente nach Packed-Lunch wirklich das Essen ist oder viel mehr die Tatsache, dass die Mitschüler ihrer Klasse, die Packed-Lunch haben, mittags direkt anfangen können zu Essen ohne sich erst anstellen zu müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinder, die „aufgegessen“ haben, nach Draußen zum Spielen gehen können. Das sind definitiv zwei für die Schnatterente ausschlaggebende Argumente für Packed-Lunch! Und dann kommt noch der fragliche Geschmack des Essens dazu…
Packed-Lunch? Von mir aus. Aber was sollte ich da bitte reinmachen?
Nachdem immer wieder die Bitte der Schnatterente kam, ob sie Packed-Lunch bekommen kann, spiele ich nun trotz des kostenlosen, warmen Mittagessens mit dem Gedanken, das mit dem Packed-Lunch mal auszuprobieren. Allerdings stoßen wir hier auf ein paar Problemchen: Erstens isst die Schnatterente nur eher selten mal mit Appetit ein Pausenbrot und auch keine Sandwiches, die in England natürlich super beliebt sind. Am liebsten sind ihr nach wie vor Nudeln… Aber ich kann ihr ja nicht jeden Tag Nudeln – am besten noch im täglichen Wechsel mal mit Pesto mal mit Parmesankäse – mitgeben! Dann stehe ich nach 2 Wochen sicher als Rabenmutter da! Das ist daher keine gute Variante. 😉 Andere Dinge, die sie gerne isst, wie Fischstäbchen, Pizza, Bratwürstchen, Kartoffelbrei etc. kann man ja auch kaum morgens mitgeben und mittags kalt essen. Also weiß ich schon mal nicht, was ich ihr mitgeben soll. Aber vielleicht versuche ich es einfach mal mit so einem Pausenbrot wie auf dem Foto oben: Sieht lecker aus und Tomate und Mozzarella mag sie eigentlich schon (ggf. muss ich nur die Brotkruste entfernen, die sie immer abgeschnitten haben will, um sie dann separat zu knabbern *augenroll).
Und wann bereite ich das Packed-Lunch vor?
Die andere Frage wäre, wann ich das Mittagessen vorbereiten soll?!? Ich stehe zur Zeit täglich um 6:40 Uhr auf, gehe Duschen, dann ziehe ich die Kinder an (die sind in der Regel längst wach), mache Frühstück um dann zusammen zu frühstücken. Anschließend noch Zähneputzen und Haaremachen und dann düse ich an 3 Tagen um kurz nach 8 Uhr aus dem Haus, bzw. fange an zu Arbeiten, wenn ich Homeoffice mache. Ich denke, so ein etwas aufwändigeres Pausenbrot aber hoffentlich auch für die Schnatterente interessanteres Brot als eine einfache Käsestulle bekomme ich auch morgens in 5 Minuten noch schnell hin – auch wenn das dann vermutlich etwas weniger hübsch aussieht. Nur: Wenn sie doch auf Dauer mit Pausenbroten nicht klar kommt? Was Brot-Essen angeht, sind meine beiden Kinder leider so gar nicht Deutsch! Wenn das Brot schmeckt, könnte ich ja morgens, mittags und abends Stulle essen 🙂 Sie leider nicht. Und dann stehe ich da mit dem Packed-Lunch!
Da die 3-Jährige Kuschelmaus nun auch im September in der Schule der Schnatterente im Kindergarten anfängt und täglich von 8:30 – 11:30 Uhr dort sein wird, habe ich vielleicht gegenüber der Schnatterente ein Argument, weshalb sie im ersten Term (bis Weihnachten) ersteinmal kein Packed-Lunch haben kann: Wir müssen ja erst einmal schauen, dass wir es – pünktlich, weil die Kindergärtnerin keine Verspätungen duldet – um 8:30 Uhr zum Kindergarten schaffen. Und dann kann ich einfach nur hoffen, dass das ganze Mittagessen in Year 1 vielleicht anders organisiert wird und der Wunsch der Schnatterente nach Packed-Lunch wieder nachlässt. Zumindest solange sie das Essen umsonst bekommt! Wenn wir irgendwann für das Mittagessen zahlen müssen und sie trotzdem total hungrig aus der Schule kommt, weil es ihr nicht schmeckt oder das Interesse fehlt, werde ich es mir noch mal überlegen. Ich befürchte nur, dass sie trotz der kreativsten Pausenbrote diese nur selten soweit aufessen würde, um satt zu sein. Vermutlich wird sie sowohl mit Schulessen als auch mit Packed-Lunch (solange es nicht tagein-tagaus Nudeln gibt) um 15:15 Uhr ausgehungert nach Hause kommen!
Eure Uta x
Ich bin Anfang/Mitte 30 und in Berlin geboren und auch hier zur Grundschule gegangen. Mich hat der Artikel sehr fasziniert weil es anscheinend ein Problem aufzeigt, dass es früher einfach nicht gab.
Für uns war es selbstverständlich, dass ausnahmslos jedes Kind sein Stullenpaket von zu Hause dabei hatte – es gab kein Schulessen. Das Pausenbrot wurde auch bevorzugt draußen gegessen, um danach die wertvolle Pausenzeit auf dem Hof mit Spielen zu verbringen. An langen Schultagen gab es einen Snack (Obst/Gemüse/Kuchen) und die eigentlich vollwertige Mahlzeit immer zu Hause in der Familie. Da die Eltern arbeiten mussten Abends; wenn ich Mittags schon zu Hause war gab es in der Regel noch etwas zum warm machen vom Vortag.
Der größte Vorteil: Es gab immer leckeres Essen, genug Zeit zu toben und ich hab früh kochen gelernt (musste Abends helfen und morgen auch schon mal selber Brote schmieren). Der größte Nachteil: Ich mag bis heute kein Kantinenessen.
Spannend wie sich die Zeiten ändern.
Danke für deinen Kommentar und das Lob!
Mittlerweile isst meine Große sogar ganz gerne „Stulle“. Ich backe seit einiger Zeit Sauerteigbrot selbst und das schmeckt ihr. Dass sie nun heute eine „Familien-Neigung“, die sicher nicht jeder versteht, sogar zum Frühstück haben wollte, fand ich dann doch ein bisschen extrem (weil zum Frühstück – sonst mag ich das nämlich auch gerne): Sie bestellte von mir zum Frühstück Stulle mit Senf 😀
Viele Grüße aus London,
Uta