Heute möchte ich mal ein Resümee ziehen, wie es mir in den ersten zwei Monaten ergangen ist, in denen ich wieder arbeiten gegangen bin. Wieder heißt in meinem Fall: 4,5 Jahre ohne bezahlte Arbeit, in der ich immer mal ein Stückchen an meiner Doktorarbeit „rumgedoktert“ habe, durch die Welt gezogen bin (im wahrsten Sinne des Wortes) und nicht zu vergessen: unsere beiden bezaubernden Töchter bekommen habe!
So habe ich die Zeit ohne Arbeit verbracht
Vor 5 Jahren lebten wir noch ein recht „langweiliges“ Leben ohne Kinder in Frankfurt: Der Ordnungshüter arbeitete in einer Bank, ich am Lehrstuhl in Essen (gut, die zwei-Mal-wöchentliche-Pendelei war schon nicht ganz alltäglich). Die ersten Monate der Elternzeit verbrachte ich in Frankfurt, war aber auch immer mal wieder bei meiner Familie in Berlin (die kostenlosen Bahntickets mussten ja schließlich auch genutzt werden).
Als die Schnatterente 9 Monate alt war, sind wir mit Sack und Pack nach Hong Kong gezogen, wo mein Mann dann 2 Jahre gearbeitet hat. Für mich war es in der Zeit gut, dass ich wenigstens meine Doktorarbeit hatte. Arbeiten gehen hätte dort nicht geklappt, weil sicher keine Firma ein Arbeitsvisum für eine Teilzeitkraft gesponsert hätte. Dank der Doktorarbeit hatte ich jedenfalls ein kleines Projekt und hatte wenigstens das Gefühl, dass ich auch noch mal was anderes machen konnte, als nur Mama sein. Denn typische Beschäftigungsmaßnahmen von Expat Frauen wie Shoppen und Beauty-Behandlungen liegen mir gar nicht und 5 Stunden Sport am Tag machen wollte ich dann auch nicht. Und der Briefträger war einfach nicht attraktiv genug, dass ich mit ihm gerne eine Affäre angefangen hätte 😉
Als die Schnatterente 2,5 Jahre alt war, haben wir Hong Kong „goodbye“ gesagt und ich bin – hochschwanger mit der Kleinen – zu meinen Eltern gezogen. Der Ordnungshüter blieb zunächst noch ein wenig in Hong Kong und hat dann schon in London angefangen und uns – mittlerweile drei Frauen – regelmäßig in Berlin besucht. Falls ihr euch fragt, wo in der Zeit unser Hausstand war: Irgendwo und nirgendwo! Teile waren in Berlin, Teile zunächst eine Weile mit dem Container unterwegs und dann irgendwo in England eingelagert.
Nach der Geburt der Kuschelmaus waren wir noch total schöne vier Monate in Berlin, bis wir das Mietshaus beziehen konnten, das wir gefunden haben. Das war eine tolle Zeit, denn ich habe die Unterstützung meiner Familie als frisch-gebackene 2-fach-Mama sehr genossen 🙂
Seit dem sind wir also in London. Irgendwann mit etwas mehr als einem Jahr konnte die Kuschelmaus relativ zuverlässig durchschlafen (naja – „relativ“ ist ein ziemlich deeeehhhnbarer Begriff) und ab da habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir einen Job zu suchen.
Der Beginn der Jobsuche in London führte mich zum Bloggen
Ich habe BWL studiert und im Marketing im Bereich Pharma gearbeitet, interessierte mich aber auch für Digitales Marketing. Auf der Suche nach Jobs habe ich oft gesehen, dass Erfahrung mit Content Management Systemen – vor allem WordPress – gerne gesehen wird. So habe ich zunächst daran gedacht, für die Anwaltskanzlei meines Vaters ENDLICH mal eine Homepage zu erstellen. Tut mir leid, dass ich das bis heute noch nicht geschafft habe…
Statt dessen hatte ich irgendwann die Idee, einen Blog über unser Familienleben zwischen London und Berlin zu schreiben. Immerhin haben wir als „Expats“ ja doch ein etwas außergewöhnliches Leben und ich wollte auch die Hilfestellung, die ich von anderen Mamas bei der Eingewöhnung in Hong Kong und auch London erfahren habe, ein Stück weit weitergeben und Auswanderungswilligen mit meinen Blogposts ein paar hilfreiche Informationen bieten.
Mir hat das Bloggen schnell viel Spaß gemacht und ich war auch sehr aktiv beim Verfolgen anderer Blogs und auf Social Media Kanälen.
Diese Jobanzeige war wie auf mich zugeschnitten
Trotzdem war ja eigentlich mein Ziel, mir einen „richtigen“ Job zu suchen und so war ich sehr euphorisch, als ich ein Praktikum gesehen habe, was wie die Faust aufs Auge gepasst hat. Dass es erstmal ein Praktikum war, ist zwar etwas ungewöhnlich, weil ich ja schon einiges an Arbeitserfahrung habe. Andererseits fand ich das auch erst einmal als Wiedereinstieg ganz angenehm, denn schließlich mussten wir ja alle auch erst einmal gucken, ob wir „Mama geht 4 Tage Arbeiten“ verkraften.
Innerhalb kürzester Zeit hatten wir unser AuPair gefunden, die wir dank unserem auch noch schnell vollzogenen Hauskauf und Umzug kurz vor Ostern nun auch unterbringen konnten. Es war ein wirklich ereignisreicher Monat März und ich war sehr froh, dass ich den Job erst nach Ostern antreten konnte.
Jetzt arbeite ich also seit zwei Monaten und es gefällt mir richtig gut! Der Job ist super, das Team ist wirklich cool (man merke: in englischen Start-ups gehört das Wort „cool“ zum Standart-Wortschatz ;-)) und ich habe jede Menge über „SEO“ gelernt.
So läuft es jetzt, wo Mama 4 Tage „weg“ ist
Ich liebe meine Mädels sehr, aber ich genieße es genau so sehr, dass ich sie jetzt vier Tage auch mal in die Hände anderer geben kann und ich mich in der Zeit mal wieder nur um „mich“ kümmern brauche! Ich freue mich im übrigen neben der neuen Herausforderung auch sehr darüber, nun nicht mehr jeden Tag Pasta essen zu „müssen“ und auch über die Tatsache, wie viel mehr die Kids nun die Zeit mit mir wertschätzen. Wenn ich abends nach Hause komme, kommen sie mir hysterisch quitschend entgegen und springen mir erstmal auf den Arm 🙂 Ich höre jetzt auch viel öfter „Ich liebe Dich, Mama!“ von der Schnatterente 🙂
Zum Glück ist mein Arbeitgeber wirklich flexibel, so dass ich insgesamt nicht vier volle Tage im Büro mache und morgens und abends noch etwas von den Kids habe (allerdings sind das natürlich die sogenannten „witching hours“ – wo die Kids noch müde/ hungrig/knatschig/überdreht oder wieder müde sind). Manchmal ist es dann schon etwas stressig, wenn die kleinen Sturköpfe morgens oder abends nicht so wollen wie ich. Aber grundsätzlich kommen wir prima zurecht.
Den einen freien Tag unter der Woche genieße ich zur Zeit sehr. Die Schnatterente ist ja gerade nur drei Stunden täglich im Kindergarten und die Kuschelmaus noch gar nicht. So haben wir an diesem Tag meistens eine schöne Zeit zu dritt. Wenn die Schnatterente ab September in die „full-time-education“ kommt (8:45 – 15:15 Uhr) und die Kuschelmaus in den Kindergarten, würde ich vielleicht überlegen, auch fünf Tage zu arbeiten. Naja, mal schauen…
Wie klappt das mit dem AuPair?
Alles in allem klappt es also sehr gut bei uns. Das AuPair hat sich auch gut eingelebt und mittlerweile muss ich nur noch selten mal „rumnörgeln“. Wir haben uns nach ihren ersten paar Tagen zusammengesetzt und sind eine Liste mit Dingen durchgegangen, die mir in Bezug auf die Kinder und den Haushalt wichtig sind. Und wenn es mal nicht ganz so klappt, sage ich ihr das direkt. Wir können total offen sprechen, auch wenn die Reaktion halt manchmal doch einer „etwas pamipen“ 19-Jährigen gleicht. Es ist halt schon schwierig, als 19-Jährige den – wirklich nicht übertriebenen – Ansprüchen einer 34 Jahre alten Mutter von 2 Kindern gerecht zu werden. Wenn man noch nicht alleine gelebt hat, sieht man halt vieles noch sehr viel lockerer, als wenn man diese Erfahrung schon mal gemacht hat. Ich halte mich tendenziell für eine sehr großzügige Host-Mum, die oft Dinge so regelt, dass es am angenehmsten für das AuPair ist und wenn es dann nicht im Gegenzug auch eine „angemessene Leistung“ gibt, haben wir schon ein paar Mal etwas zu diskutieren gehabt. Aber das ist völlig ok und ich brauche auch keine Angst haben, dass sie sauer ist, wenn sie diese Zeilen liest. Ich glaube, sie ist genauso ein ehrlicher und direkter Mensch wie ich und das passt daher echt gut bei uns 🙂
Der einzige, der sich etwas versetzt fühlt, ist der Ordnunghüter! Er meint, dass ich ihm manchmal sehr gereizt gegenüber trete und außerdem ist er scheinbar verunsichert über die Tatsache, dass ich jetzt schon zwei mal mit der Firma weg war (laut ihm gehe ich jetzt „ständig“ ohne ihn aus ;-)). Dass ich auf einem Teambuildingevent mit einem männlichen Kollegen zusammen auf dessen Roller durch London gedüst bin, um in eine entfernter gelegene Apotheke zu gehen, fand er dann absolut nicht mehr lustig :-D.
Eure Uta x
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