Eine Deutsche hat die Gruppenmitglieder in einer Facebook Gruppe für auswanderungswillige Deutsche nach deren Gedanken sowie Ängsten und Zweifeln vor dem Auswandern gefragt. Sie sei im Netz nicht so richtig fündig geworden, auch nicht auf einem der zahlreichen Auswandererblogs.
Ich finde diese Frage sehr interessant, vor allem, welche Gedanken und Ängste jene Auswanderer haben, die wirklich viel aufs Spiel setzen: Die in Deutschland alle Zelte abbrechen und ihr ganzes Erspartes in ein neues Leben woanders investieren. Ohne ein Job in Aussicht zu haben, vielleicht nur mit einer (interessanten) Idee, wie sich der Lebensunterhalt verdienen lässt und um das zu toppen, möglicherweise auch noch mit Kindern im Schlepptau…
Puuuhhh, ich glaube, ein solcher Auswanderer-Typ bin ich wirklich nicht. Ich hatte zwar früher großen Spaß an „riskanten“ Dingen! Aber seit ich Kinder habe, gehe ich in den meisten Fällen lieber auf Nummer sicher. Deshalb empfinde ich die Auswanderung meiner Familie auch eher als „langweilig“ und sicher nicht für das TV-Format Goodbye Deutschland geeignet auch wenn es mich freut, dass schon einige Mitarbeiter auf meinen Blog gestoßen sind 🙂
Was unseren Auslandsaufenthalt angeht, fahren wir nämlich eine andere Schiene. Ich würde sie eher die „Expat-Variante“ nennen. Schon unser Umzug nach Hong Kong war jobbedingt, weil die Firma meines Mannes ihn gerne für eine Zeit im asiatischen Headoffice sehen wollte. Dieser Umzug nach Hong Kong war also gut durchdacht und relativ risikoarm.
Vor unserem Umzug nach Hong Kong hatte ich allerdings große Angst und viele Zweifel und es gab teilweise heftige Diskussionen zwischen dem Ordnungshüter und mir, ob das denn wirklich sein muss! Er wollte unbedingt und ich nicht! Viele Länder/Städte hätte ich mir vorstellen können, aber Hong Kong zählte nicht zu diesen. Ich hatte Angst vor Verständigungsproblemen, dass wir keinen Anschluss finden und die allgemeinen Hygienestandards in Supermärkten und Restaurants. Die Zeitverschiebung machte mir nicht nur im Vorfeld sondern auch tatsächlich sehr zu schaffen, weil ich nicht jederzeit mit jemandem zu Hause telefonieren konnte! Die Schnatterente war erst 9 Monate alt, war ein schlechter Esser und schlechter Schläfer, und hatte obendrein empfindliche Haut (der Kinderarzt hat immer wieder ermahnt, bei diesem Kind wegen Neurodermitis aufzupassen). Das waren für mich alleine schon ein paar Gründe, weshalb ich ein westliches Land mit ähnlichem Klima bevorzugt hätte. Ich fand außerdem den Gedanken ganz schlimm, dass ich nur noch 1x – 2x im Jahr nach Berlin fliegen könnte und somit alles, was zu Hause passierte, verpassen würde. Die Schnatterente hat einen gleichaltrigen Cousin in Berlin, dessen Entwicklung ich genau so mitbekommen wollte, wie ich auch wollte, dass die Familie die Entwicklung der Schnatterente miterlebt.
Nach vielen Diskussionen und dem „erkämpften“ Einverständnis des Ordnungshüters, dass ich so oft ich will und so lange ich will nach Berlin fliegen kann, habe ich letztendlich zugestimmt und wir haben diesen (aufgrund der „sicheren“ Rahmenbedingungen ja eher „kleinen“) Schritt nach Hong Kong gewagt. Über den Umzug nach Hong Kong (samt Tipps) und unser Leben in Hong Kong habe ich bereits gebloggt.
So viele Gedanken ich mir auch im Vorfeld gemacht habe: Zumindest eine Sorge hatte ich nicht: Nämlich, dass ich enttäuscht werden könnte! Ich hatte ja gar keine großen Erwartungen und war daher tendenziell von einigen Dingen eher positiv überrascht! Das war ein Vorteil, den vermutlich kaum ein anderer Auswanderer genießen kann: Denn wer geht schon ins Ausland und wünscht sich nicht, dass „alles“ besser ist! 😉
Vielleicht auch weil meine Grundeinstellung dem Hong Kong Aufenthalt nicht sehr positiv gegenüber war, bin ich nie 100% dort angekommen und war irgendwie immer auf dem Sprung zu einem Berlinbesuch. Es ist nicht so, dass ich diese 2 Jahre „total ätzend“ fand und mit riesengroßem Heimweh und schweren Depressionen verbracht habe. Ich habe natürlich vor Ort versucht, das Beste aus der Situation zu machen und wir haben wirklich schöne Ausflüge und Reisen, wie die nach Australien oder nach Thailand gemacht.

Sowie tausend interessante Dinge erlebt, die meinen/unseren Horizont sehr erweitert haben und die ich im Nachhinein auch nicht missen will. Die Stadt Hong Kong ist nicht meine, aber alles was drum herum an Natur ist und die Urlaubsziele, die man in kurzer Distanz hat, sind einfach traumhaft!
Weil mir der Abschied so schwer fiel, hatten meine Schwestern ein paar Überraschungen für uns: Meine jüngste Schwester hatte uns ein 30 minütiges Abschiedsvideo gedreht, welches das Haus meiner Eltern, deren „Kleintierzoo“ sowie ein Statement aller Familienmitglieder beinhaltete. Das Ganze war mit Musik hinterlegt und gefiel der Schnatterente so gut, dass sie es jeden Tag sehen wollte! Eine andere Schwester hat für mich und die Schnatterente Foto-T-Shirts gedruckt. Ich habe meines eher „privat“ getragen (also als Pyjama), die Schnatterente hingegen konnte gar nicht oft genug ihr „Wau-Wau T-Shirt“ anziehen.
Mittlerweile passt das Kindershirt der Kuschelmaus und auch sie LIEBT den Beagle meiner Eltern, genauso wie dieses T-Shirt! Das angelt sie sich sofort aus dem Stapel zusammengelegter Wäsche, bevor es überhaupt den Weg in den Kleiderschrank finden kann! Nachdem nun auch unser kleiner Dreckspatz weitere Flecken drauf gekleckert hat, habe ich mich entschieden, nach 4 Jahren für die Mädels mal neue Foto-Shirts und gleich noch ein Fotobuch zu bestellen. Im Moment schnappen sie sich nämlich bei jeder Gelegenheit mein Smartphone, um Fotos anzugucken.
Wenn ich hier in London was in einem Online Shop bestelle, gucke ich immer, ob es ein englisches Pendant zu einer deutschen Seite gibt, mit der ich schon gute Erfahrungen gemacht habe. Ich war immer sehr zufrieden mit Foto Budni und war deshalb froh, dass es ein UK Pendant von cewe gibt.
Weitere Abschiedsgeschenkideen habe ich in meinem Auswanderungs-ABC aufgelistet. Falls euch noch andere einfallen, bitte sehr gerne im Kommentar hinterlassen, damit ich meine Liste ergänzen kann :-).
Bevor wir vor 1,5 Jahren mit der 3 Jährigen Schnatterente und der wenige Monate alten Kuschelmaus nach London gezogen sind, habe ich mir keine großen Sorgen gemacht. Man entwickelt ja in allen Bereichen eine gewisse Routine, je öfter man das macht und so habe ich gewusst, dass ich über die Kinder schnell Anschluss finde. Die sprachlichen und kulturellen Barrieren habe ich niedrig eingeschätzt, was sich auch als richtig erwies. Wie in Hong Kong habe ich auch in London mein „Talent“, Deutsche aufzutun, bewiesen und wir haben mittlerweile einen großen deutschen Bekanntenkreis (es leben halt auch einige Deutsche Familien in unserer Gegend).
Und ich habe mir zu Recht keine Sorgen gemacht: Hier sind wir ALLE „angekommen“! Es gefällt uns sehr gut in London und wir werden definitiv noch einige Jahre hier bleiben. Auch wenn ich mir manchmal wünschte, dass London so nah an Berlin liegen würde, wie Potsdam! 🙂
Eure Uta x
Hallo,
ich selbst bin vor 10 Jahren von einem Tag auf den anderen in die Dominikanische Republik ausgewandert. Bis HEUTE habe ich diesen Schritt nicht bereut…
Wenn ich immer höre man braucht genug Eigenkapital, so kann ich das nicht bestätigen. Ich bin vollkommen ohne Geld hier angekommen und habe es dennoch zu etwas gebracht. Man muss nur den Mut besitzen um diesen Schritt zu gehen…
Und ganz wichtig ist…. Es ist überall besser dort wo Menschen noch freundlich sind und zudem täglich die Sonne scheint…
Sonnige Grüße aus der Karibik
Tom (DRTOURIST Reisemagazin)
Hallo Uta,
vielen lieben Dank für diesen tollen Artikel.
Ich bin begeistert von deinem Mut. Auswandern ist kein Kinderspiel. Aber wer mit Mut und Offenheit an die Sache auswandern ran geht, der hat schon viel gewonnen. Und so ein Mensch scheinst du zu sein.
Dein Artikel über Thailand ist auch wunderschön. Wer die tollen Bilder sieht, möchte sofort dort hin.
Besonders Thailand ist ein schönes Land zum auswandern und leben.
Ich freue mich auf weitere Artikel.
Schönen Gruß,
Phillip
Hallo Phillip,
vielen Dank für deinen netten Kommentar! Ich habe gerade erst gestern über diesen Urlaub erzählt, weil meine neue Kollegin fragte, was mein schönster Urlaub war. Und das war definitiv der auf Koh Phi Phi! Ach wie gerne wäre ich mal wieder irgendwo, wo es so richtig schön warm ist!
Viele Grüße,
Uta
Ich könnte mir das gar nicht vorstellen so bewusst auszuwandern und von einem Tag auf den anderen alles hinter mir zu lassen… Das klingt immer so endgültig. 🙂