Vor Kurzem ist die Schnatterente 4 geworden und wir haben lange hin und her überlegt, was wir an ihrem Geburtstag machen. Wir kennen aus Hong Kong schon, dass Kindergeburtstage VIEL größer gefeiert werden als man es aus Deutschland kennt. Wobei ich natürlich nicht genau weiß, ob sich das nicht in den letzten Jahren auch in Deutschland schon geändert hat.
Wir jedenfalls haben den 3. Geburtstag der Schnatterente bei meinen Eltern in Berlin im Garten bei Kaffee und Kuchen, ein paar angeleiteten Spielen ansonsten „freies Toben“ und am Ende mit Würstchen und Pommes gefeiert. Es waren 5 Gäste da und natürlich die Mütter. Alle hatten ihren Spaß und der Aufwand war überschaubar.
Aus Hong Kong kenne ich das Geburtstagfeiern allerdings total anders, und das selbst beim ersten Geburtstag: Da werden Partyräume angemietet, Hüpfburgen und Kinder-Entertainer bestellt, für die zahlreichen großen und kleinen Gäste ein aufwändiges Buffet rangekarrt und riesen Geburtstagstorten gekauft. Die Geburtstagstorte für den 1. Geburtstag vom Sohn meiner Nachbarin war wohl teurer als ihre eigene Hochzeitstorte – das hat selbst die Nachbarin etwas stutzig gemacht. Wir konnten an seinem Geburtstag leider nicht teilnehmen, weil wir gerade auf dem Weg nach Berlin waren. Ich habe allerdings hinterher gehört, dass das Geburtstagskind den Großteil der Feier über nur am weinen war… Wen wunderts?
Für die aktuelle Geburtstagsparty der Schnatterliese habe ich mich natürlich etwas umgehört. Es ist hier durchaus üblich, dass man die ganze Kindergartengruppe oder Schulklasse einlädt, was dann im Falle, dass keiner absagt, 26-30 Kinder plus deren Geschwister und Eltern sind. Ich habe für mich beschlossen, dass ich es wegen der kurzen Zeit, die die Schnatterliese im neuen Kindergarten ist, mit meinem Gewissen vereinbaren kann, dass wir nicht eine solche sogenannte „all-in-Party“ machen 🙂
Am Ende wollte das Geburtstagskind aber doch neben ein paar neuen Freunden aus dem Kindergarten die befreundeten Nachbarskinder einladen, so dass wir 12 Gäste eingeladen haben. Damit war klar, dass wir die Party nicht bei uns zu Hause machen können: unser Haus ist dafür einfach zu klein. Ich denke ein Grund, weshalb diese Parties hier immer so groß gefeiert werden ist, dass die Häuser und Gärten eben typisch Englisch sind: D.h. klein. Wir wohnen auch in einem „Scheibchen-Haus“. Das nenne ich so, weil die Häuser nicht viel breiter als 5 Meter sind. Unsere Straße ist vielleicht 500 Meter lang und ich glaube es geht bis zur Hausnummer 180! Da man also eh nicht zu Hause feiern kann, werden Räume in Kirchen, Schulen, Fitnesseinrichtungen oder sonstigen Kindereinrichtungen gebucht, es wird ein Entertainer bestellt, genau wie das Essen. Und in solchen Lokalitäten dann mit 8 Gästen zu sein, ist auch irgendwie komisch. Also: gleich alle einladen und dann lohnt sich der finanzielle Aufwand.
Vor Schnatterentes Geburtstag waren wir bei zwei Geburtstagsparties in oben beschriebenen Stil. Bei einer hatte die Mutter schon angekündigt, dass Cinderella da sein wird. Als wir ein paar Minuten zu spät an einem matschigen Tag auf der Party auf einem kleinen Stadtbauernhof in Leggings und Gummistiefeln antanzten, wäre die Schnatterente alleine deshalb am liebsten gleich wieder umgekehrt, weil alle anderen Mädchen in Cinderella, Rapunzel, Belle und Schneewittchen-Kleidern um Cinderella herum saßen und ihr gespannt lauschten. Oooops, das hatte ich auf Bauernhof-Geburtstagsparty wirklich nicht erwartet und mir tat meine Kleine etwas leid, die sich selbst so gerne als Prinzessin verkleidet. Jedenfalls konnte ich sie überzeugen, dass wir da bleiben und sie sich zu den anderen Kindern gesetzt. Die Eltern sitzen bei so einer Veranstaltung, zumindest sicher noch beim 4 und vermutlich auch 5. Geburtstag, am Rand und sind live dabei. Nachdem ich nur wenige Minuten der Cinderella ausgesetzt war, habe ich mich gefragt, wie ich eine Stunde diese übertriebene Dame samt Quietsche-Stimme aushalten soll! Ich hielt hilfesuchend Ausschau nach meinem Mann, der mit der Kuschelmaus auch dabei war, aber nichts zu machen: Als er Cinderella gesehen hat, hat er scheinbar vorgezogen, die schlafenden Kuschelmaus auf dem Bauernhof spazieren zu fahren. Schweinerei! Und ich?!?
Witzigerweise kam auch die Schnatterente zu mir und meinte: „Cinderella nervt! Die soll nicht zu meinem Geburtstag kommen.“ Allerdings kam nach einer kurzen Überlegungspause dann gleich die Aussage: „Aber ich kann ja vielleicht Schneewittchen oder Belle einladen!“.
Wir haben uns dann letztendlich für eine Party-Location entschieden, die den großen Vorteil hatte, dass die Organisation unsererseits auf ein Minimum beschränkt werden konnte: Wir haben einen Partyraum in einem Indoor-Spielplatz gemietet. Das Essen, was man gleich mitbestellen konnte, war gar nicht schlecht. Eine Mitarbeiterin hatte die Gesichter der Kinder geschminkt und es gab einen Besuch vom Maskottchen. Ansonsten sind die Kids einfach über den Spielplatz geturnt und haben sich – denke ich zumindest – ziemlich gut amüsiert. Weil gleichzeitig noch eine zweite Geburtstagsparty statt fand und vermutlich auch noch ein paar Kinder einfach nur so da waren, war es aber natürlich ein ziemliches Tohuwabohu. Aber so ist das halt.
Allerdings haben nicht nur wir, sondern auch die anderen Eltern sich an der lauten Musik gestört. Auf Nachfrage, ob man die Musik nicht etwas leider stellen könnte, kam von der Angestellten nur: „No, that´s for the party atmosphere!“
Achso! Ja stimmt! Die 2-6 Jährigen brauchen neben dem Krach, den sie selbst produzieren, sicher auch noch Discomusik…
Eure Uta x
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