Nach dem unser diesjähriges AuPair uns so bitter versetzt hatte, obwohl ihre Zusage zum AuPair Jahr lange gereift schien, hatten wir es anschließend mit einem AuPair zu tun, dessen Entscheidung AuPair zu werden innerhalb weniger Stunden fiel. Obwohl die Entscheidung zum AuPair Jahr so spontan gefallen ist, hatten wir dennoch ein gutes Gefühl mit diesem AuPair. Zumindest wurde uns 4 Tage immer wieder bestätigt, wie riesengroß die Vorfreude ist… Aber der Reihe nach:
Noch bevor ich das eigentlich diesjährige AuPair nach ihrer „kurzfristigen Kündigung“ zum Bahnhof gefahren habe, hatte ich meine AuPair-Jobanzeige aktualisiert und in allen möglichen Social Media Kanälen und Gruppen geshared. Genauso habe ich per whatsapp verschiedenen Freunden mitgeteilt, dass wir wieder – und diesmal sehr dringend – auf der Suche nach einem neuen AuPair sind.
Innerhalb einer halben Stunde hatte meine Schwägerin jemanden aufgetrieben
Schon als ich vom Bahnhof zurück kam, hatte ich die whatsapp Nachricht meiner Schwägerin bekommen: „Ich hab jemanden!“ – Mit einem „Augenzwinker-Smiley“: Der BRUDER einer Mannschaftskollegin hätte großes Interesse an der Stelle bei uns! Ein AuPair-Junge?? Mhhh – ich hätte erstmal nichts dagegen. Mit dem Ordnungshüter hatte ich schon mal über AuPair Jungen gesprochen. Er war zu der Zeit nicht sehr überzeugt davon. Aber Zeiten ändern sich und die Aussicht, dass dieser junge Mann zeitnah anfangen könnte, da er gerade seine Ausbildung abgeschlossen und nun arbeitslos war, änderte auch seine Meinung. Außerdem haben wir eine vier-wöchige Probezeit für unsere AuPairs und wenn es nicht klappen würde, müsste man sich halt ggf. trennen.
Nach einem recht viel verspechenden Telefonat kam er gleich am nächsten Vormittag zum Kennenlernen. Kaum war er zur Tür rein, wurde er schon von den Mädels und meinem Neffen vereinnahmt und in die letzte Ecke vom Garten meiner Eltern geschleift, um ihm die beiden Hausschweine zu zeigen. Von da zogen ihn die drei Kinder zum Trampolin und sie amüsierten sich fast eine Stunde im Garten. Meine große Schwester und eine Sandkastenfreundin haben sich mit mir das Treiben von der Terrasse aus angesehen und wir waren alle der Meinung, dass er das gut hinbekommen würde.
Die Entscheidung für einen AuPair Jungen ist gefallen
Ich hatte ihm – bestärkt durch die Meinung meiner Schwester und Freundin – direkt gesagt, dass ich ihn gerne als AuPair nehmen würde und auch er war super begeistert. Er wollte schon lange ins Ausland und hatte bisher einfach keine Möglichkeit gesehen. Er ist dann nach Hause um zu packen, damit er uns schon mal einen Koffer im Auto mitgeben kann. Ich habe währenddessen den AuPair-Vertrag fertig gemacht.
Am Nachmittag kam er mit seiner Mutter, hat uns den Koffer gebracht und den Vertrag geholt. Er hatte schon beim Arbeitsamt angerufen und sich erkundigt, dass da von Behördenseite nichts dagegen spricht. Auch mit der Verwaltung seiner Wohnung hatte er telefoniert und das schien mit Zwischenmieter auch eher eine: „Bitte-schicken-Sie-uns-den-Namen-des-Zwischenmieters“-Formalität zu sein. Er hatte auch sofort einen Zwischenmieter bei der Hand.
Mein Hilferuf per Social Media funktionierte so gut, dass ich außerdem auch noch von einer Freundin die Nummer ihrer Cousine geschickt bekam, die uns auch gerne für ein paar Wochen ausgeholfen hätte. Auch wenn sich der junge Mann schon höchst euphorisch entschieden hatte, unser AuPair zu werden, habe ich abends noch mit ihr telefoniert und nett gequatscht.
Da unser eigentliches AuPair ja jetzt nicht mitfuhr, kam der Ordnungshüter am Freitagabend nach Berlin geflogen, damit wir am nächsten Tag zusammen mit dem Auto nach London fahren konnten. Die Strecke hätte ich – ob mit oder ohne Übernachtungs-Stopp – kaum mit beiden Kindern alleine gepackt. Dazu sind die Kids einfach noch zu klein und zu aufmerksamkeits-fordernd.
Bis auf die letzten Kilometer beim Eurotunnel in Calais sind wir super durchgekommen. Allerdings kann ich Euch hier einen Tipp mit an die Hand geben: Fahrt niemals am letzten Schulferienwochenende zurück auf die Insel! Die letzten 3 Kilometer haben uns etwa 4 Stunden Zeit gekostet!
Ich muss ins Büro und IRGENDWER muss sich um die Kinder kümmern!
Am Montag, wo noch Ferien waren und ich ja ohne Kinderbetreuung da stand, konnte weder mein Mann noch irgendwer von meinen Freunden und Bekannten die Kinder den ganzen Tag nehmen. So habe ich mich in meiner Verzweiflung über Facebook auf die Suche nach einem deutschen Babysitter gemacht. Mir war es wichtig, eine deutschsprachige Babysitterin zu finden, weil wir sieben Wochen aus London weg waren und wenn schon jemand Fremdes auf die Kids aufpassen musste, dann bitte in der Sprache, die die 3-Jährige Kuschelmaus gut beherrscht. Ich habe eine Deutsche aufgetan, die Erfahrung als AuPair hat und bei uns in der Nähe wohnt. Entgegen meiner ersten Planung, die Kinder bei der sehr sympathisch klingenden, aber doch wildfremden Frau zu lassen und ins Büro in die Stadt zu fahren, blieb ich dann doch lieber im Homeoffice und schickte sie mit den Kids zu einem Indoorspielplatz und zum Mittagessen in eine Burgerbude. Danach hat sie die Kids zu einer Freundin von uns gebracht, wo sie einen schönen Nachmittag hatten. Der Montag hatte trotz wildfremdem Babysitter plus Babysitterwechsel auch wirklich super geklappt.
Und wann fliegt nun endlich der neue AuPair Junge ein?
An dem Montag zeichnete sich ab, dass sich das mit der Erlaubnis zur Untervermietung der Wohnung des AuPair Jungen hinziehen könnte. Weil Mittwoch die Schule los ging, ich schon größte Schwierigkeiten hatte, die Kinder Dienstag unterzubringen und es nach Schulstart noch komplizierter werden würde, rief ich kurzerhand die Cousine meiner Freundin an, ob sie für ein paar Tage zum Helfen zu uns kommen kann. Sie sagte nach kurzer Rücksprache mit der Familie sofort zu und kam bereits am nächsten Tag! Ich war sowas von erleichtert, weil ich sowohl den Kindern, als auch meiner Firma gegenüber ein mega schlechtes Gewissen hatte und ich den Kids unmöglich jeden Tag einen anderen Betreuer vorsetzen konnte.
Wir können uns im Nachhinein gar nicht genug bei ihr – unserem „temporary AuPair“ wie wir sie allgemein vorstellten – bedanken: Es war total lieb, dass sie alles stehen und liegen ließ und nach London geflogen kam um uns zu helfen!!!
Unser erstes Ersatz-AuPair tritt ihren Dienst an
Den Mittwoch musste sie bereits alleine meistern, weil ich, nachdem ich mir kurzfristig den Dienstag freigekommen hatte, um sie abzuholen und ihr alles nötige zu erklären, irgendwann nach sieben Wochen Abstinenz/Homeoffice auch mal wieder im Büro aufschlagen musste. Trotz der Tatsache, dass die Kids nun wieder mit einer ihnen fremden Person zusammen waren und etwas launisch waren, hat es ganz gut geklappt.
An dem Mittwoch erhielt ich dann die whatsapp vom AuPair Jungen, dass er persönlich bei seiner Vermieterin war, um das mit der Untervermietung zu klären und: Dass er seine Wohnung nicht untervermieten darf! Und deshalb müsse er uns leider absagen, weil er seine Wohnung nicht aufgeben will! Seine Entscheidung für ein AuPair Jahr schien wohl doch nicht ausreichend durchdacht gewesen zu sein und all seine euphorischen whatsapp, was das doch für eine mega tolle Chance war, waren wohl auch eher so an den Haaren herbeigezogen! Scheiß auf die Wohnung – wer weiß wo es ihn nach einem AuPair Jahr hinverschlagen hätte!!
Als ich die Nachricht gelesen habe, stieg in mir ein Gefühlsmix aus Schreck, Ärger und Verzweiflung auf, dass mir richtig schlecht wurde! Das gibt’s doch nicht! Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er kalte Füße bekommen hatte! Ärgerlich! Sehr ärgerlich!!!
Weitere Lektion: Auch ein bereits vorausgeschickter Koffer ist kein Anzeichen, dass das AuPair auch kommt!
Wie als hätten wir es geahnt, hatten wir der Cousine meiner Freundin nur einen One-Way-Flug gebucht und obwohl es für sie alles recht anstrengend wurde, weil dieses ganze Hin-und-Her sowie eine Großrenovierung des Hauses am Ende doch nicht spurlos an den Kids vorbei ging und diese sehr übellaunig waren, wollte sie uns noch etwas weiter helfen. Während der drei Wochen, die sie am Ende bei uns blieb, habe ich natürlich auf Hochtouren nach einem neuen AuPair gesucht. Und dann auch – HOFFENTLICH – das endgültige AuPair für das kommende Schuljahr gefunden. Da dieses AuPair Mädchen allerdings erst Mitte Oktober kommen konnte, mussten wir weitere 3 Wochen überbrücken.
Unser zweites Ersatz-AuPair – unser letztjähriges – kommt uns aushelfen
Zur Überbrückung der 3 Wochen, bis das neue, endgültige AuPair bei uns anfangen sollte, haben wir unser altes, geliebtes AuPair noch einmal eingeflogen. Sie hatte vor ihrem Studienbeginn noch Zeit und war sehr happy, uns helfen zu können. Auf der anderen Seite war ich eigentlich auch ganz froh darüber, dass die Kinder sich über die langen Wochen etwas von ihr entwöhnt hatten, da sie sehr an ihr hingen und ein frischer Vergleich zwischen ihr und dem neuen AuPaitr nur zu „Frust“ auf allen Seiten führen konnte. Aber nun war es eben so und die Kids waren ganz aus dem Häuschen, dass „Ranzi“ wieder da war! Die drei Wochen haben wir alle noch mal richtig schön genossen und es war fast so, als war das alte AuPair gar nicht weg gewesen. Am Tag ihres Abflugs kam dann unser neues AuPair.
Mittlerweile ist unser neues AuPair schon seit ein paar Wochen da und – toi toi toi – es sieht auch alles soweit gut aus! Ich hoffe einfach, dass am Ende alle guten Dinge doch drei sind und sich der Stress mit dem „ursprünglichen neue AuPair Mädchen“ und dem „AuPair Jungen“, dessen Entscheidung AuPair zu werden, zu überstürzt gefallen ist, für das Finden des richtigen diesjährigen AuPairs gelohnt hat!!!
Etwas desillusionierte aber mittlerweile wieder positivere Grüße aus London.
Eure Uta x
Nachtrag: Das Ersatz Au Pair war einige Monate bei uns, bis wir ihr doch nahelegen mussten, wieder nach Deutschland zu gehen, um eine Therapie zu machen. Sie hatte Probleme, die für uns im Zusammenleben einfach nicht tragbar waren. Das Ende vom Lied war, dass ich nicht nach einem 4. AuPair suchen wollte, sondern das AuPair Jahr ad-acta gelegt habe, meine Arbeitsstunden reduzieren musste und mit einer After-School-Nanny ein halbes Jahr bis zu den Sommerferien überbrückt habe. Das darauf folgende AuPair hat den Frust dieses bescheidenen AuPair Jahres zum Glück wieder weggemacht! 🙂
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