Am letzten Samstag war es wieder soweit: Feuerzangenbowle mit den deutschen Nachbarn! Das haben wir letztes Jahr erstmalig gemacht und waren uns sofort einig, dass wir das nun jedes Jahr machen wollen. Nicht nur, dass jeder total begeistert von der Feuerzangenbowle war (also die Kleinen nur vom Spiel mit dem Feuer und die Großen zusätzlich auch von der Feuerzangenbowle). Sondern es ist auch sehr nett, kurz vor Weihnachten die deutschen Freunde wenigstens noch mal vorm Jahreswechsel zu sehen, wo es sonst meistens nicht in der großen Runde klappt.
Dieses Mal bereiten wir die Feuerzangenbowle besser vor
Wir besitzen schon lange einen ziemlich schönen Feuerzangenbowlen Hot Pot. Und er ist früher auch gerne mit auf Reisen in den Skiurlaub gegangen. Hier in England hatten wir ihn zunächst aber etwas verstauben lassen.
Nachdem wir aber letzten Herbst die Idee hatten, war eher die Frage, wo wir hier in London den hochprozentigen Rum herbekommen!
Wo bekommt man in London Rum für die Feuerzangenbowle?
Ich bin durch bestimmt 6-8 Alkohol-Shops gerannt und habe alle möglichen Rumsorten angeboten bekommen. Es war nur keiner ausreichend hochprozentig (mindestens 54% sollte er haben, damit der Zuckerhut auch brennt).
Letztendlich hatte ich in den sauren Apfel gebissen und über einen Onlineversand für Alkoholgetränke den benötigten Stroh Rum Original mit 60% für fast 30 Pfund bestellt. In Österreich kaufen wir sonst immer den 80 prozentigen. Ich muss mal genauer recherchieren, aber möglicherweise ist so hochprozentiger Alkohol in England nicht legal, zumindest hat kein bekannter Online-Shop diesen nach UK geliefert. Die Webseite die ich schlussendlich gefunden habe, war auch so ein klein bisschen dubios…
Für dieses Jahr jedenfalls habe ich mich deshalb besser vorbereitet: Bereits im Sommerurlaub hatte ich daran gedacht und direkt mal eine Flasche Stroh Rum in Österreich gekauft. Hat weniger als die Hälfte gekostet und da dieser, sowie die ein oder andere Flasche Wein (gefühlt war der halbe Kofferraum voll) ja absolut für den Eigenbedarf ist, haben wir uns auch keine Sorgen bei der Einfuhr nach England gemacht 😀
Der Zuckerhut wurde natürlich auch aus Deutschland importiert, genau wie die Glühweingewürz-Beutel für den Rotwein, denen wir nur noch Orangen und Zitronen hinzufügten.
Kleiner Vorbereitungsaufwand und viel Zeit zum Quatschen
Wir haben uns im Vorfeld untereinander etwas abgesprochen und jeder hat etwas zu Essen mitgebracht. So war der Vorbereitungsaufwand relativ gering, weil wir an dem Tag auch noch unser normales Samstagsprogramm hatten: Schwimmkurs und seit neuestem anschließend Turnen.
Unter der Woche hatten wir es sogar nach der Schule an einem Homeofficetag von mir noch schnell geschafft, ein paar Bleche Plätzchen zu backen. Und da es ziemlich schnell gehen musste, waren wir etwas „kreativ“ und haben aus dem einen einfachen Mürbeteig zu den einfachen Ausstech-Plätchen ein paar Varianten gezaubert: Kakao für die Schoko-Variante, Kokosflocken für Kokoskugeln, Doppelkekse mit Marmelade und abgewandelte Marmeladen- und Nutella Engelsaugen. Am Ende hat es zwar nicht mehr zum Verzieren der Kekse gereicht, aber trotzdem sind sie super angekommen.
Ansonsten hatten wir noch mehrere große Pizzen bestellt und ein paar weitere Leckereien standen bereit. Total einfach aber trotzdem genau das was wir brauchten.
Das Anzünden der Feuerzangenbowle als Highlight des Abends
Weil wir uns beim Warten auf alle Gäste ganz schön verquatscht haben, haben wir schon sehr früh den 10 anwesenden Kids die erste DVD angemacht. Wir sind ja Jungs nicht wirklich gewöhnt, haben aber selbst schnell gemerkt, dass sie besser vor dem Fernseher als in den Kinderzimmern im ersten Stock unter Kontrolle zu halten sind, wenn wir unten Quatschen 😀
Die Feuerzangenbowle haben wir im Wintergarten aufgebaut. Der ist per se ja schon nicht sehr „entflammbar“, bietet eine hohe, gläserne Decke und es steht auch nur ein Textilmöbelstück drin: Nämlich ein Sofa. Das hatte nach der letztjährigen Feuerzangenbowle noch mehrere Wochen den Geruch gespeichert, so dass es dauerhaft von dort nach Feuerzangenbowle roch (allerdings benutzen wir den Wintergarten im Winter nicht, weil der zu kalt ist, weshalb da auch wenig Luftdurchzug ist).
Zum Anzünden der Feuerzangenbowle haben die Kids aber alle den Fernseher mal kurz links liegen lassen und kamen zum Zuschauen in den Wintergarten. Ist ja auch schon irgendwie sehr spektakulär, vor allem wenn es so kleine Pannen gibt wie wenn etwas brennende Flüssigkeit danebenkleckert und auf der Wachsdecke weiterbrennt! 😀
Einer der Jungs, der letztes Jahr auch dabei war, kam nun zum Glück endlich wieder in den Genuss dieses Schauspiels. Wir mussten ihn nämlich beim Grillen um Sommer auf die Frage, ob wir heute auch wieder Feuer im Wintergarten machen, leider enttäuschen 😉
Ein paar deutsche Traditionen muss man auch im Ausland pflegen
Auch wenn die Feuerzangenbowle sicher nicht zu jenen Traditionen gehört, die jeder Deutsche pflegt, ist es aber schon eine typisch deutsche Tradition. Wenn ich Engländern versucht habe zu erklären, was wir genau am Samstag vorhaben, haben die das jedenfalls nicht wirklich verstanden (könnte natürlich an meinem Englisch liegen oder auch daran, dass sie noch nie in Form gepressten Zucker gesehen haben) ;-)).
Auch sonst ist Weihnachten definitiv die Zeit im Jahr, wo wir deutsche Traditionen am meisten nachgehen: Ob es die Weihnachtsfeier der deutschen Spielgruppe ist, Plätzchenbacken (normalerweise mit deutschen Freunden, dieses Jahr aus Zeitmangel nur alleine) oder Nikolaus feiern: Das alles sind für uns wichtige Aspekte der Weihnachtszeit.
Und wir verteidigen unsere Traditionen teilweise auch gegen die „feindliche Übernahme“ von hier Üblichem: Wir weigern uns nämlich standhaft, bereits Anfang Dezember einen Weihnachtsbaum aufzustellen, wie das viele Engländer machen. Und nach wie vor gibt es bei uns Geschenke am Abend des 24. Dezember und nicht am Morgen des 25. Dezember. Wann immer das mal mit Engländern zur Sprache kommt sage ich immer, dass es mir auch lieber ist, dass die Kinder nicht am 25.12. um 3:30 Uhr morgens bei mir am Bett stehen, weil sie ihre Geschenke öffnen wollen, sondern das schon am Vorabend erledigt wurde.
Meistens erhalte ich daraufhin mitleiderregende Blicke der Eltern, die am 25.12. auch mal gerne so wie die Deutschen ausschlafen würden 😀
Eure Uta x