In der Fernsehshow „London Ladies“, die gestern gerade lief, als ich 8 Oberhemden meines Mannes gebügelt habe (ich mag bügeln nicht und dann gibts nicht mal was Gescheites in der Glotze!), lud eine britische Lady auf die vierzig zugehend, zwei amerikanische High-Society Freundinnen ähnlichen Alters zum Dinner mit einem Etikette Coach ein. Die Amerikanerinnen haben die britische Höflichkeit und Etikette bei einer anderen Party total missachtet, beim Essen „alles“ falsch gemacht und sich auch noch lautstark auf der Straße gestritten! Das würden Briten niemals tun und Streitigkeiten nicht sofort ausdiskutieren sondern hinnehmen und hinterher ein Telefonat führen – so die britische Lady…
Diese Show muss man wirklich nicht sehen, aber das gestrige Thema hat mich an Halloween vor ein paar Wochen erinnert
Die Kontinental-Kinder sind ein wenig „lauter“
Die Schnatterente (als Skelett-Ballerina verkleidet) und die Kuschelmaus (als lila Spinne) sind zusammen mit dem 4 jährigen Schweiz-Ungarischen Spiderman-Nachbarsjungen und einer britischen Freundin aus Schnatterentes Kindergarten und deren beiden älteren Geschwistern losgezogen. Spiderman ist mit seiner Familie erst seit ein paar Monaten in London. Wir waren früh dran, weshalb es generell noch sehr ruhig war. Interessanterweise haben aber selbst die großen Geschwister der britischen Freundin, die Skelett-Ballerina und den Spiderman immer vorangeschickt, wenns ums Klingeln an den Türen ging. Die beiden sind alles andere als schüchtern und haben die Menschen, die die Tür öffneten, lauthals mit „Trick or Treat“ angeschrien. Die britische Mama hat ab und zu auch mal ihre Kinder dazu überreden können, vorne an der Tür zu stehen. Aus deren Mündern kam allerdings ein sehr zaghaftes, kaum hörbares und sehr höfliches „Trick or Treat“.
Ob es nun an dem überzeugenden Auftreten der Skelett-Ballerina und dem Spiderman lag, dass sie beim Süßigkeitensammeln so erfolgreich waren, weiß ich nicht ;-). Jedenfalls hatten beide nach nur zwei Straßen einen riesen Eimer voll Süßigkeiten und wir sind nach Hause gegangen, um den Spaß auch noch ein wenig von der anderen Seite zu erleben und anderen Kindern die Tür zu öffnen. Das Türöffnen machte meinen Mädels genau soviel Spaß wie das eigentliche „Trick or Treaten“. Auffällig war, dass vor der Tür in den seltensten Fällen wirklich Kinder standen, die einen erschrecken wollten, sondern ebenfalls immer sehr zurückhaltende und höfliche Kinder eher um Süßigkeiten „baten“ als zu „drohen“. Dass unsere Vorräte an Süßigkeiten für die Trick or Treater so schnell aufgebraucht werden würden, hätte ich allerdings nicht gedacht. Es waren wirklich Massen an Halloween Gruppen, die durch die Straßen zogen. Zum Glück hat die Schnatterente nicht gemerkt, dass ich dann noch einiges aus ihrem eigenen Süßigkeiteneimer recycelt habe, damit wir noch etwas länger die Tür öffnen konnten (mein Mann fand das übrigens unmöglich, und zwar nicht, weil er Bedenken hatte, eingesammelte Süßigkeiten weiter zu geben weil damit sonst was sein könnte, sondern einfach wegen der Tatsache, dass ich Süßigkeiten weggebe, die eigentlich nun „uns“ gehörten 😉
Britische Höflichkeit scheint in die Wiege gelegt
Es ist jedenfalls wirklich sehr auffällig, wie höflich und rücksichtsvoll schon die Grundschüler sind und einfach sehr wohl erzogen. Das kommt definitiv auch aus der Schule („die gute alte englische Schule“ eben). Am Wochenende hatten wir wieder so eine Situation, wo wir mit einer deutschen Freundin der Schnatterente bei einem Weihnachtsmarkt waren und die Mama und ich unsere Mädels aufforderten, sich für ein Foto vor zwei Stelzen-Prinzessinen zu stellen.
Die von Hause aus eigentlich sehr deutsch erzogene Freundin hat mit ihrer Mama einen kleinen Streit gehabt, weil sie sich partout nicht für ein Foto vor die Damen stellen wollte, ohne von ihnen ausdrücklich vorher die Erlaubnis erhalten zu haben! Die hoch über den Mädels stehenden Damen hatten aber natürlich keine Chance, die Frage der Freundin zu verstehen… Das war schon sehr niedlich, aber doch auch ein sehr außergewöhnliches Verhalten einer 5-Jährigen. Aber so sind die Kinder hier eben: Wohl erzogen und das mit dem Fragen bevor man ein Foto macht, kommt mit Sicherheit aus der Schule.
Ich hätte mir gewünscht, dass in Hong Kong die Chinesen mal solche Manieren gehabt hätten, bevor sie versucht haben, mein kleines Blondes Mädchen zu fotografieren!
Eure Uta x
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