Heute ist DER wichtigste Tag im Leben von Eltern von 4-Jährigen in England: Soweit ich weiß, gehen Landesweit (definitiv aber in London) zur selben Zeit für alle Familien die Benachrichtigungen raus, auf welche Schule ihre Kinder ab September gehen werden. Und das ist in vielen Familien „Kriegsentscheidend“! So schicken Familien ihre Kinder nämlich manchmal eher auf eine teure Privatschule, als auf eine öffentliche, wenn sie nicht die Schule ihrer ersten Wahl bekommen.
Ab September nach dem 4. Geburtstag der Kinder, besuchen diese die Reception Class, die mit einer deutschen Vorschule vergleichbar ist. Mit der Annahme eines Reception-Class-Platzes ist das Kind in der Schule drin – komme was wolle (also dann spielt es z.B. auch keine Rolle mehr, ob die Familie weiter weg zieht).
Das ist der Unterschied zu einem Platz in der Schul-Nursery: Dieser garantiert nämlich nicht einen Platz für die Schule! In dieser Situation sind wir gerade. Die Schnatterente hat über die Warteliste einen Nursery Platz in der beliebtesten Church of England Schule unserer Gegend bekommen. Wir wohnen keine 5 Gehminuten davon weg, aber dennoch war die Entfernung zu weit, um auf Anhieb einen Platz zu bekommen! Dass dies eine kirchliche Schule ist, ist eher Zufall. Wobei grundsätzlich die kirchlichen Schulen (Faith Schools) beliebter sind, als normale öffentliche Schulen. Aber wir haben auch nichts dagegen, dass die Schnatterente auf eine Faith School geht, auch wenn ich von einer deutschen Mama schon gehört habe, dass sie es gewöhnungsbedürftig findet, dass die Tochter nun zu Hause über die Bibel sprechen möchte.
Ein Reception Class Platz in der favorisierten Schule garantiert auch eine Bevorzugung der jüngeren Geschwister, wenn es um deren Schulbewerbung geht. Wobei ich auch da schon gehört habe, dass es Schuljahre gab, wo nicht einmal alle Geschwisterkinder einen Platz bekommen haben. Das liegt im Falle von Faith Schools aber auch daran, dass meistens die Hälfte der Plätze für Kinder reserviert sind, deren Eltern regelmäßig in die Kirche gehen und sich in der Gemeinde engagieren. Und wer jetzt denkt: „Gut, dann gehe ich halt ein paar Wochen vor der Anmeldung regelmäßig in die Kirche!“ – Den muss ich enttäuschen! Es wird schon genau geschaut, wer wann kommt und welche (versteckten) Gründe dahinter stecken könnten.
Ich habe bisher keine Eltern kennengelernt, denen es egal ist, auf welche Schule ihre Kinder gehen. Es gibt, wie natürlich überall, große Unterschiede in der Qualität und in der Ausrichtung der Grundschulen. In England ist die Qualitätskontrolle von Schulen, aber auch von anderen Kinderbetreuungseinrichtungen wie Kindergärten oder Childmindern (Tagesmütter), institutionalisiert und wird durch „Ofsted“ organisiert. In Abständen von ein paar Monaten bis zu wenigen Jahren werden die Schulen unangekündigt einer Inspektion unterzogen und der Bericht der Ofsted-Mitarbeiter im Internet, für jeden einsehbar, publiziert. Privatschulen sind allerdings nicht Ofsted kontrolliert…
Diese Ofsted-Reports schaffen viel Transparenz, allerdings verzerren sie das Ganze auch ein wenig: Jeder möchte sein Kind natürlich am liebsten auf eine Schule mit einer „outstanding“ Bewertung geben. Aber: Ich habe schon von Schulen gehört, wo die Schulleitung NUR die Optimierung der von Ofsted bewerteten Kriterien anstrebt, wohingegen andere, auch wichtige Aspekte, nicht verbessert werden. Schulen mit der Ofsted-Wertung „good“ können sicher ebenso gute Lehranstalten sein und für manche Schüler sogar viel besser passen als diese, die halt einen Tick besser abschneiden (und da es immer noch Menschen sind, die diese Inspektionen machen, spielen bei der Bewertung sicher sehr viele subjektive Faktoren eine Rolle für die Endnote)
Für mich wären jedenfalls Schulen mit „good“ genau interessant wie Schulen mit „outstanding“. Nach „good“ kommt „improvement required“. Hier hätte ich dann allerdings schon nicht mehr so ein gutes Gefühl…
Ich habe mir nur die eine Schule, wo die Schnatterente jetzt im Kindergarten ist, am Tag der offenen Tür angeschaut, womit ich sicher deutlich unter dem Durchschnitt liege. Die zweite Schule, mit einer Ofsted Bewertung von „good“ und ebenfalls Church of England, an der wir nach unserem Umzug auch wirklich ganz nah dran wohnen, habe ich mir bisher nicht angesehen. Ich habe aber einige Bekannte, deren Kinder auf diese Schule gehen und die vollends zufrieden sind. Daher ist diese Schule unsere 2. Wahl. Ich habe auch noch eine 3. und eine 4. Schule angegeben, die es aber möglichst nicht werden, weil die weiter weg sind und ich auch keinen kenne, der dort Kinder hat.
Um der Schnatterente nach ihrem ganzen hin- und her mit verschiedenen Kindergärten (es waren in ihrem kurzen Leben wegen Hong Kong und dem Besuch der Berlin-British-School mal eben schon 5!) zu ersparen, dass sie im September schon wieder komplett neu ist und (fast) keinen kennt, würde ich mich tierisch freuen, wenn sie an der Schule bleiben kann, wo sie jetzt in die Nursery geht! Definitiv wird der Großteil der Kindergartenkinder übernommen werden, da 90% bereits ältere Geschwister in der Schule haben (und trotzdem auch in die Kirche gehen ;-)).
Und wenn es doch die 2. Schule in unmittelbarer Nähe wird, werden wir unseren ehemaligen Nachbarsjungen, der dort in die Nursery geht, bitten, ganz viele Playdates im Park mit seinen Kindergarten-Kumpels und-Kindergarten-Freundinnen zu organisieren, damit die Schnatterente die Kinder kennen lernt, die dort auf die Schule gehen werden.
Ursprünglich war die 2. Schule eh der Favorit der Schnatterente! Und jetzt kommt ihr wirklich unschlagbares Argument: Weil die Schuluniform dort LILA ist!!! 😉
Eine Übersicht über das englische Primary School System gibt es hier.
Eure Uta x
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