Wir hatten am Wochenende Besuch von einem alten Schulfreund vom Ordnungshüter samt Frau und zwei Söhnen. Dadurch haben wir endlich mal wieder das neue Haus und alles, was es im und am Haus so zu tun gibt, Haus sein lassen und uns einen ganzen Tag „freigestohlen“ um einen Ausflug in die Londoner City zu machen.
Ihr wohnt doch in London! Wieso ist ein London-Ausflug was „Besonderes“?
Wer sich das fragt, dem sei gesagt: Nach einem Tag mit den Kids in London City brauche ich erst einmal einen Tag Urlaub! Das fängt schon mit dem Weg an:
Sonntags sind die National Rail Züge Richtung London proppe-voll!!! In den ersten Zug haben sich lediglich ein paar einzelne Menschen quetschen können, danach war drinnen absolut „Sardinen-Dose“ angesagt und draußen standen immer noch Menschenmassen, die in die Stadt fahren wollten! Beim zweiten Zug hatten wir etwas mehr Platz, so dass sich unsere Truppe bestehend aus 8 großen und kleinen Personen inklusive vollbepacktem Kinderwagen irgendwie noch reindrängen konnten. Erste Hürde des Tages genommen – und unser Stresslevel war schon gut angestiegen… Inklusive des Weges von unserem Haus zum Bahnhof, den wir gelaufen sind, waren wir schon mal eine Stunde unterwegs, bis uns der Zug nach London-Waterloo brachte.
Um die Nerven aller zu beruhigen, wurden schon im Zug die ersten Snacks ausgeteilt.
Vom Bahnhof Waterloo ging es zu Fuß weiter Richtung Themse. Nur ein paar hundert Meter und man steht schon vor dem – vor allem für Kinderaugen – sehr beeindruckenden London Eye! Die Fahrt mit dem London Eye dauert eine halbe Stunde. So kann man sich leicht ausrechnen, dass trotz der geräumigen Kabinen und der Anzahl der Kabinen, die Kapazität an Menschen, die dort in einer Stunde „durchgeschleust“ werden, nicht sooo groß ist. Dementsprechend riesig war dort die Schlange am Eingang. Manchmal gibt es ja so Schätzwerte in Schlangen, wie lange man ab einem gewissen Punkt in etwa noch warten muss. Ich habe sie dort nicht gesehen und war einfach nur froh, dass an diesem Tag keiner von uns ins London Eye wollte!
Nach einer erneuten Stärkung am Themse-Ufer mit Obst und Beeren (natürlich fängt bei vier Kindern immer einer an, wegen Essen zu quengeln und am Ende profitieren alle von der „Zwangspause“ – auch die Erwachsenen ;-)) ging es ein Stück am südlichen Ufer entlang bis zur Westminster Bridge. Auf der Nord/Westseite der Brücke befindet sich der „Big Ben“ als Teil des „Houses of Parliament„.
Insgesamt vier Mal den Big Ben gehört
Damit ihr euch mal einen Eindruck über die Geschwindigkeit machen könnt, mit der wir uns mit dem Tross an Kindern fortbewegten: Wir haben ganze vier(!) Mal den Big Ben gehört. Das heißt, dass wir fast eine Stunde in der näheren Umgebung des Big Ben verbracht haben, denn die Glocken vom Big Ben erklingen immer zur Viertelstunde!
Weiter ging es Richtung Westminster Abbey. Wir haben sie nur von der Seite sehen könnten – für einen Gang zur Front war keine Zeit mehr: Trotz der Snackereien war schon lange die Mittagszeit vorbei und so machten wir uns schnell weiter auf den Weg Richtung St. James Park.
Wir liefen die Horse Guard Road entlang in Richtung Horse Guards Parade. Da wir ja noch für die Kids (und uns) etwas zu Futtern finden mussten, sind wir durch das Tor der Horse Guards Parade durchgelaufen, haben das wache-habende Pferd samt Reiter bestaunt und sind ab zur „Highstreet“ zum Mittagessen kaufen.
Unserer Futtersuche führte uns ein ganzen Stück die Straße „Whitehall“ entlang, so dass wir am Ende auch noch einen schönen Blick auf den Trafalger Square hatten. Mit Essen beladen ging es schnell wieder zurück Richtung St. James Park, wo wir uns zum Essen auf eine Wiese setzen wollten. Wir hatten Glück und dieses Mal kamen gerade die Horse Guards an uns vorbei geritten!
Nein, heute braucht ihr kein Eis!
Nach einer schönen Pause im Park hatten sich die Kids genug gestärkt, um eine gefühlt endlose Diskussion über ein Eis zu führen, was sie unbedingt brauchten (eigentlich mache ich hier zu unrecht die Kinder unserer Freunde schlecht, denn die Diskussion verlief zumeist zwischen mir und der Schnatterente!). Aber da es mittlerweile wirklich kühl geworden war und der Zuckerkonsum an diesem Tag schon für 3 Tage gereicht hatte, bin ich – hört hört – mal konsequent geblieben 🙂
Der Weg durch den St. James Park hat ewig gedauert: Der Schnatterente taten die Füße weh, sie bockte wegen des verbotenen Eis! Die Kuschelmaus, die dank Kinderwagens noch recht fit war, wollte überall hin laufen nur nicht in die Richtung, in die wir wollten usw.. Ausschließlich den vielen Tieren, die man dort bewundern konnte, verdankten wir, dass wir uns an ihnen „entlang hangeln“ konnten und so die Kinder Stück für Stück zum Weitergehen motivieren konnten.
Die total zutraulichen Eichhörnchen hatten es uns besonders angetan. Manche Parkbesucher hatten Futter dabei und lockten die Eichhörnchen ganz nah an sich heran. Der St. James Park ist wirklich schön angelegt und bietet viel Platz und jede Menge zu gucken.
Nach einer Ewigkeit erreichten wir dann endlich den Buckingham Palace! Die Schnatterente hat ein Buch, in welchem einer der goldenen Löwen vom Trafalgar Square zum Leben erwacht und mit zwei Kindern eine Sightseeing-Tour durch London macht. In diesem Buch winkt aus einem Fenster des Buckingham Palace die Queen. Ihr könnt euch vorstellen wie groß ihre Enttäuschung war, dass wir leider an diesem Tag (ausgerechnet!) keine winkende Queen erblicken konnten!
Mittlerweile war es schon nach 17 Uhr und wir waren noch lange nicht zu Hause! Vom Buckingham Palace sind wir schnurstracks den Kilometer zur Victoria Station gelaufen. Die Kinder haben mich an Pferde erinnert, die ich in Urlauben immer so erlebt habe, dass der „Hinweg“ wahnsinnig langsam und mit viel Stehenbleiben und „Antreten“ überwunden werden musste, während es auf dem Weg nach Hause nicht schnell genug gehen konnte 🙂
Verhältnismäßig schnell waren wir also an der Victoria Station, überwanden – nun auch schon sehr routiniert – die vielen Treppenstufen mit dem Kinderwagen (die Victoria Station ist der Horror, was die Kinderwagentauglichkeit angeht!) und ab in die U-Bahn. Von der Victoria Station bis zu uns dauert es etwa 30 Minuten und wir alle haben dieses Päuschen in der zum Glück nicht überfüllten U-Bahn sehr genossen.
Kuschelmaus nach oben zeigend: „Beed, Beed“
K.o. und mit vielen tollen Eindrücken sind wir zu Hause angekommen und meine Kids waren selten so schnell im Bett! Es war wirklich ein total schöner Ausflug und wenn die Kinder und man selbst gut zu Fuß ist, kann man das durchaus alles an einem Tag „abarbeiten“. Auf dem Weg gibt es auch immer wieder ganz nette Stellen, wo man Pausen einlegen kann. Und die üblichen Highstreet Restaurant- und Café-Ketten finden sich auch überall, um den kleinen Hunger zu besiegen.
So schön so ein London-Tag ist, so froh bin ich auch, dass wir in Zone 3 doch sehr viel ruhiger leben! Die Menschenmassen, die vielen Autos inklusive Abgasen und Lärm und die kinderwagenunfreundlichen Öffentlichen Verkehrsmittel zehren ganz schön an (meinen) Nerven! Also zumindest, wenn ich mit den Kindern unterwegs bin, strengt mich das an. Ich arbeite nun ja selbst mitten in der Stadt und befinde mich also tagtäglich dort. Bin ich alleine da, empfinde ich den Trubel der Stadt nicht als stressig. Allerdings habe ich dann ja auch nicht einen mit Wickeltasche, Fresstasche, Wechsel- und Regenklamotten vollbepackten Kinderwagen und zwei müde-nörgelnde Kinder im Schlepptau 😉
Eure Uta x
Wir waren per Haustausch über Silvester in London Ealing.
Es war unsere erste Cityreise mit den Kindern. Spaß hat es uns allen sehr gemacht. Auch wenn wir zunächst alle wirklichen Touri-Highlights abgeklappert haben.
Liebe Grüße
Nina
Spätestens nach diesem Artikel wäre ich auf Deinem Blog gelandet Mein Stresskontingent ging auch weitgehend für die Zugfahrten in die Stadt und zurück (nach Bromley) drauf – vor allem mit einem Kind, das im Zug nicht im Kinderwagen bleiben möchte…
Wir laufen bei jedem Londonbesuch einiges ab, und fanden auch die Parks das Schönste für die Kids. Allerdings haben wir bis jetzt noch keine „Selbstläufer“ dabei gehabt, sondern eine im Buggy und eine in der Manduca „verstaut“. Das geht wohl ab dem nächsten Besuch mit drei Kindern nicht mehr (wie auch unsere bisherige Unterkunft bei Freunden) und somit hilft mir Dein Artikel, etwas realistischere Tagesziele zu setzen. Danke!
Das Fernweh mit Fokus auf London ist dadurch allerdings auch wieder gewachsen…