Heute vor einem Jahr war mein erster Arbeitstag – plötzlich war ich eine arbeitende Mama. Ich war zu dem Zeitpunkt fast 5 Jahre zu Hause und habe – wie auf dem Foto zu sehen – viel Zeit und unzählige Kuschelstunden mit meinen Kindern verbracht. Als die damals 1,5-Jährige Kuschelmaus so langsam zuverlässiger durchgeschlafen hat und ich tagsüber nicht mehr wie ein Zombie rumgelaufen bin, wollte ich wieder mal was „richtiges“ machen. Mal raus kommen, neue Leute kennen lernen, mich neuen Herausforderungen stellen, mein eigenes Geld verdienen… – du weißt schon. Aber würde ich als Deutsche ohne Arbeitserfahrung in England eine Teilzeitstelle finden, die halbwegs zu meinen bisherigen Interessen passt? Hier ist Arbeitserfahrung und was man kann soviel wichtiger als ein Studium – was ich grundsätzlich gut finde, allerdings mir nicht gerade hilft.
Längst rausgewachsen aus der Generation Praktikum, hatte ich dennoch gezielt nach Praktika geschaut: Erstmal hielt ich die Chance, dass ich nach der langen Zeit zu Hause ein Praktikumsangebot bekomme, für größer als wenn ich mich um eine richtige Stelle beworben hätte. Außerdem wollte ich auch erst einmal testen, ob wir alle mit dieser Umstellung klar kamen.
Wer kümmert sich um die Kinder wenn ich arbeiten gehe?
Die Jobsuche war zeitlich auch an unseren Umzug gebunden, weil wir aus Kostengründen ein AuPair statt einer Nanny einstellen wollten und im letzten Haus kein Platz für ein AuPair gewesen wäre. Für eine normale Nanny zahlt man in London gerne 13-15 Pfund in der Stunde! Da wäre jedes Praktikum eine echte finanzielle Investition gewesen. Ein londoner Start-up hatte mir ein Praktikum angeboten und hätte mir im Gegenzug Verpflegungsgeld und Fahrgeld bezahlt. Sorry, aber so verzweifelt war ich dann doch nicht 😉
Das Praktikum, das ich von meinem heutigen Arbeitgeber angeboten bekommen habe, war schon von Beginn an auf eine langfristigere Zusammenarbeit ausgelegt. Von beiden Seiten hat es „auf dem Papier“ ziemlich perfekt gepasst, so dass ich von Anfang an mit einer Festanstellung spekulieren konnte. Trotzdem war ich ganz froh, dass es erstmal ein 3-Monatiges Praktikum war: Falls ich wieder hätte aufhören wollen 🙂
So haben wir erst mal auch nur nach einem AuPair für 4 Monate gesucht. Ich wusste von einer deutschen Bekannten, dass ihre Schwester irgendwann mal als AuPair herkommen wollte. Wir haben sie gefragt und sie kam auch. Leider hat ihre Motivation scheinbar nicht mehr in den Koffer gepasst… Es hat zumindest die paar Monate, die sie da war und die ich brauchte um herauszufinden, ob ich weiter arbeiten möchte, halbwegs mit ihr geklappt.
Die Suche nach dem zweiten AuPair
Der Job hat mir von Beginn an viel Spaß gemacht und ich habe viel Neues gelernt, so dass wir bald nach einer Dauerlösung gesucht haben. Die Suche nach dem neuen AuPair habe ich groß angelegt und sowohl übern meinen Blog als auch AuPair World gesucht. Außerdem hat mein alter Schulleiter netterweise meine Ausschreibung an seinen gesamten Schulnewsletter-Verteiler weitergeleitet. Hier hat mir sicher die Tatsache geholfen, dass ich eine von 6 Geschwistern war, die auf die Berliner Wald-Schule ging (heutiges Wald-Gymnasium) und sich der Schulleiter deshalb noch so gut an mich/bzw. Familie Leyke erinnerte 🙂
Tatsächlich haben wir auch über diesen Aufruf die Bewerbung unseres aktuellen AuPairs bekommen. Sie ist nun seit 8 Monaten bei uns und es passt wirklich super. Mit dem besten Gewissen kann ich morgens das Haus verlassen und auch wenn es spät wird weiß ich, dass die Kids sich auch gerne von ihr ins Bett bringen lassen. Mir wird schon mulmig bei dem Gedanken, dass sie uns in wenigen Monaten verlassen wird und ich weiß schon jetzt, dass es das neue AuPair am Anfang nicht leicht haben wird, weil sie eine große Lücke schließen werden muss.
Alles rosarot im Spagat zwischen Job und Familie?
Es ist definitiv nicht immer alles super. Im Idealfall bräuchte ich wahrscheinlich doppelt so viele Urlaubstage wie mir zustehen. Die letzten Schulferien waren wir meistens in Berlin um möglichst viel von meinen beiden Baby-Nichten zu erleben. Um Urlaubstage zu sparen, habe ich oft tageweise aus Berlin gearbeitet. Das klappt wirklich gut, weil ich im Büro meines Dads meine Ruhe habe und gut arbeiten kann. Und es ist super, dass meine Firma so flexibel ist und solche Art „Homeoffice“ erlaubt. Allerdings würde ich natürlich lieber nicht arbeiten müssen und statt dessen die Ferien mit meiner Familie genießen.
Fehlende Urlaubstage sind das eine – fehlender Schlaf das andere, was mit den Arbeitstagen kollidiert: Seit einiger Zeit schläft die Kuschelmaus wieder konsequent NICHT durch. Dass ich nachts mindestens ein Mal, manchmal auch zwei mal zu ihr rüber muss, ist ganz schön anstrengend! Ich bin zwar meist schon ausgeschlafen genug um den Arbeitstag irgendwie zu meistern. Nur bin ich dann abends oft so fertig, dass ich mich zu absolut nichts mehr aufraffen kann (z.B. Bloggen, Fitnessstudio oder mein neustes Hobby: Häkeln). Am Schlaf der Kleinen müssen wir dringend etwas ändern!
Zusätzlich zur Arbeitszeit den Arbeitsweg nicht vergessen
Meinen neuen Arbeitsweg finde ich auch eher nervig: Früher brauchte ich von Tür zu Tür 45 Minuten (das ist traumhaft für London) bekam in der gut belüfteten S-Bahn fast immer einen Sitzplatz. Nach dem Umzug unseres Büros fahre ich jetzt mit dem Bus zur U-Bahn Station und dann 40 Minuten Northern Line! Das ist die schlimmste U-Bahnlinie, da sie die älteste ist. Die Luft ist sowas von dreckig, ich muss oft stehen und beim Lesen wird mir schlecht! Einen meiner vier Tage arbeite ich zum Glück fest von zu Hause und auch nur bis 15 Uhr. Bleiben immer noch 3 Mal ätzender Commute in die Stadt 🙁
Auch wenn mir die Kinder oft fehlen und mich die zusätzlich verlorenen 2 Stunden Commute nerven und ich gerne auch mehr Zeit für Socialising mit anderen Schulmamas hätte – mal ganz zu schweigen von der Zeit fürs Bloggen – bewerte ich mein vergangenes Jahr mit Beruf und Familie insgesamt als positiv. Natürlich denke ich mir nach einem Kack-Arbeitstag auch manchmal, warum ich mir das eigentlich antue! Eine „ähnliche“ Frage stelle ich mir allerdings auch, wenn ich einen ätzenden Tag mit den Kindern hatte und mich einfach nur auf einen „ruhigen“ Tag im Büro freue 😉
Eure Uta x
PS: Wie lief bei euch der berufliche Wiedereinstieg? Wie haben eure Kids reagiert? Würdet ihr wieder alles genau so machen?
Wahnsinn, 1 Jahr ist das schon wieder her?! Schön, dass alles ganz gut läuft. Wie haben es denn die Kinder verkraftet? War es eine große Umstellung? Doppelt so viele Urlaubstage könnte ich auch gebrauchen, aber vor allem sehne ich mich nach einem Tag Homeoffice (ist bei uns leider nicht möglich). Dann könnte ich viel mehr erledigen und wäre flexibler (und auch effizienter als im Büro;-)). Mein freier Montag reicht nicht mal ansatzweise, um alles zu schaffen und mich zu regenerieren.
Die Northern war übrigens meine Linie damals als Au Pair…
Ich wünsche euch, dass ihr ein gutes neues Au Pair findet und alles erfreulich weitergeht.
Liebe Grüße!