Ich habe mir lange überlegt, ob ich diesen Blogpost darüber, dass das AuPair wegen Heimweh gleich abgereist ist, veröffentlichen soll. Sie ist nach 3 Tagen von jetzt auf gleich abgereist und hat mich damit in eine extrem schwierige Situation gebracht. Vor allem, weil wir uns so um sie bemüht hatten, war ich persönlich sehr enttäuscht! Ich möchte auch auf die Gefahr hin, dass zukünftige AuPair-Kandidatinnen wegen dieses Blogposts lieber Abstand von einem AuPair Jahr bei uns nehmen, weil sie befürchten, selbst einmal in einem meiner Blogposts zu landen, diese blöde Geschichte erzählen. Vielleicht kann ich zukünftigen AuPairs ein paar Denkanstöße geben, auf was sie sich eigentlich einlassen und den Gastfamilien auch mit ein paar Tipps für ihre Suche nach einem AuPair helfen.
Wie wir unser „diesjähriges“ AuPair gefunden haben
Wir waren dieses Jahr früh dran mit der AuPair Suche. Schon im Mai haben wir ein junges, sympathisches und selbstbewusstes Mädchen gefunden. Nach 2-3 Mal Skypen hatten wir uns schon ausreichend beschnuppert und haben sie zu uns nach London eingeladen. Das war das erste Mal, dass wir diesen Investition getätigt hatten, weil wir uns ganz sicher sein wollten, dass das neue AuPair Mädchen zu uns passt.
Merke: Persönliches Kennenlernen des AuPairs vor Ort ist gut, schützt aber trotzdem nicht vor einem Reinfall!
AuPair 1 kam also für 4 Tage auf unsere Kosten nach London, hat 3 Tage mit dem damaligen AuPair, das wir schmerzlich vermissen, verbracht und alle Aufgaben, wichtige Ansprechpartner, Orte des Alltags usw. kennengelernt. Einen Tag hatte ihr unser damaliges AuPair netterweise sogar London gezeigt. Alles schien gut und sie war sich sicher, hier ein schönes Jahr zu verbringen.
Über die nächsten Monate haben wir immer mal wieder whatsapp ausgetauscht oder geskypt. Immer alles super und sie freut sich schon so etc.
Das AuPair Mädchen fängt bei uns an – erstmal in Berlin und dann sollte es zusammen nach London gehen
Ich habe sie am vorletzten Wochenende der Sommerferien bei ihren Eltern abgeholt. Ich fand die Idee nett, ihre Eltern kennen zu lernen, auch wenn das 250 km weit weg Richtung Hamburg war. Sie sollte dann 3 Tage die Kinder zumindest vormittags übernehmen, bis meine Familie nach Hause kommt, weil ich aus Berlin gearbeitet habe.
Bei den Eltern des AuPairs war auch eine Freundin und ein „Freund“ zum Abschiednehmen. Vielleicht DER Freund?!? Das ließ sich erst einmal nicht verifizieren. Die Kids waren sofort magisch von AuPair 1 angezogen und tollten mit ihr rum, kuschelten und so weiter. Die total sympatische Mutter war ganz begeistert von uns und der Chance, die wir ihrer Tochter boten. Sie hatte mir dann gesteckt, dass der Freund tatsächliches sowas wie der neue Freund ist. Seit 2 Monaten wären sie „zusammen“, wobei das nicht offiziell ist. Puuuuhhhh habe ich nur gedacht! Wenn das mal gut geht!
Das AuPair verabschiedet sich von ihrer Familie und den Freunden
Natürlich war der Abschied von Tränen begleitet, aber das ist ja zu erwarten und es war ja planmäßig auch nur ein Abschied bis Weihnachten, wo sie bereits den Flug nach Hause gebucht hatte (der gebuchte Flug versicherte mir zum Beispiel auch, dass sie es ernst meinte mit dem AuPair Jahr).
Im Auto erzählte sie mir gleich von ihrer guten Freundin, die kürzlich ins AuPair Jahr nach Australien gestartet ist und die bereits beim Zwischenstopp in Dubai das schlimmste Heimweh übermannt hat! Und AuPair 1 erzählte mir auch, dass sie der Freundin geraten hat, ein paar Tage bei der Familie zu bleiben und es zu versuchen „aber wenn es nicht geht und das Heimweh zu groß ist, habe ich auch gesagt, dann bringt das nichts, dann musst du das halt abbrechen und wieder nach Hause kommen“. Diese Aussage gepaart mit dem Wissen über den neuen inoffiziellen Freund hat mich dann doch ziemlich nervös werden lassen:
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Eine gute Freundin hat ihr AuPair Jahr in Australien schon fast geschmissen und
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Der Ratschlag unseres AuPairs, das Ganze nach wenigen Tagen zu lassen, wenn es nicht mehr geht.
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Der ominöse Freund, wo man nicht weiß, wie ernst das war
Naja, immerhin hatte AuPair 1 ja noch am Vorabend, trotz Freund und allem anderen, was mich nervös werden lies, eine fette Abschiedsparty gefeiert. Sie musste sich doch also sicher sein, das sie das packt, oder, ODER?!?
Die Ankunft in Berlin mit neuem AuPair und meine letzten Arbeitstage in Berlin
Meine Familie, die in Berlin ja größtenteils Garten an Garten wohnt und sich immer irgendwo in einem der Häuser versammelt, hat AuPair 1 freundlich empfangen. Sie würde auch nicht den ganzen Tag alleine mit den Kindern sein, weil meine Mutter am frühen Nachmittag nach Hause kommt und meine Schwester und teilweise auch meine Schwägerin tagsüber fast immer griffbereit sind und die Kinder auch gerne mal Zeit bei einer der beiden verbringen.
Am ersten Arbeitstag bin ich um 16:30 Uhr nach Hause gekommen um nicht gleich „zu lange“ weg zu sein. Nach kurzem Smalltalk wie der Tag war kam die Frage von AuPair 1, ob ich morgen auch wieder so lange arbeiten müsste? SO LANGE? Oh jeh – dabei war das wirklich schon ein ungewöhnlich kurzer Tag für mich und ich musste am Abend sogar noch weiterarbeiten!
Am zweiten Arbeitstag war AuPair 1 am Abend sehr einsilbig und ist auch gleich um 20:00 Uhr mit den Kindern oben geblieben und hat früh geschlafen. Am Morgen von Tag 3 – bei meiner üblichen Frage, wie die Nacht war – kam schon ein: „Naja, nicht so toll. Ich hatte irgendwie Kopfschmerzen und nicht gut geschlafen.“ Weil ich schon am Vorabend dachte, sie könnte Heimweh haben, habe ich ihr gleich darauf angeboten, dass ihr Freund sie gerne auch mal in London besuchen kann und bei uns übernachten darf (eigentlich ein „no-go“ für uns – zumindest solange, bis wir das AuPair gut genug kennen und ihr das sozusagen als Zeichen der Wertschätzung einmal anbieten). Sie hat das kaum kommentiert und da wusste ich schon, dass ich 3 Kreuze machen kann, wenn ich sie überhaupt ins Auto nach London bekomme!
Am Nachmittag bestätigte meine Schwester mein schlechtes Gefühl, da sich AuPair 1, seit meine Mutter zu Hause war, zum Telefonieren zurückgezogen hatte. Aber wir MÜSSEN doch am nächsten Tag zusammen mit dem Auto Richtung London starten!!!
Ich bin dann noch früher nach Hause gekommen, weil ich mit ihr sprechen wollte. Noch bevor ich sie darum bitte konnte, kam sie schon mit verheulten Augen auf mich zu und hat mich gebeten, einmal hoch zu kommen.
Das AuPair Mädchen reist ab – Tief durchatmen, Uta, tief durchatmen!
Begleitet von einem Tränenmeer hat sie mir von ihrem Heimweh berichtet. Dass sie das Ganze nicht packt. Dass sie zu jung sei und mit soviel Verantwortung nicht klar kommt. Dass es ihr leid tut, uns im Stich zu lassen. Dass ihre Mutter stinksauer auf sie ist und sie sich erst einmal nicht bei ihr blicken lassen soll. Dass das alles nicht an uns liegen würde, weil wir ja so lieb wären und alles für sie gemacht haben und die Mädels auch so toll sind. Dass sie selbst von sich enttäuscht ist. Und noch vieles mehr.
Ich habe in der Situation erst einmal nur zugehört und krampfhaft überlegt, wie ich sie überzeugen kann, wenigstens für 2 Wochen mitzufahren! Als sie geendet hatte, habe ich dann mal kleinlaut nachgefragt, ob sie vielleicht für 1-2 Wochen mitfahren könnte, schließlich wollten wir morgen ins Ruhrgebiet zu einem Freund fahren und übermorgen abends den Autozug von Calais nach Dover (Folkestone) nehmen. Am Montag war mein Erscheinen im Büro nach 7 Wochen Büro-Abstinenz ganz fest ausgemacht! Ich habe ihr sofort vergewissert, dass ich ihr alle möglichen Freunde, die ich mobilisieren kann, an die Seite stelle, und meine Arbeitszeiten so lege, dass sie möglichst wenig alleine mit den Kindern sein würde. Doch das alles überzeugte sich nicht: Sie hatte ja solche Kopfschmerzen seit gestern und Angst, dass die nicht mehr weggehen, wenn sie nicht gleich wieder nach Hause fährt. Deshalb möchte sie jetzt gleich zum Bahnhof. Genervt und enttäuscht habe ich mich dann mal für eine halbe Stunde entschuldigt, damit ich meine Stellenanzeige updaten und wieder auf allen möglichen Kanälen teilen konnte. Die Umarmung, die SIE dann noch von mir haben wollte, bevor ich das Zimmer verlassen habe, war die eisigste, die ich je über mich ergehen lassen habe…
Den Kindern erklären müssen, dass das gerade liebgewonnene AuPair nicht bleiben mag
Mal ganz davon abgesehen, dass mir mein Kopf bereits vor lauter Nachdenken schwindelte, wie ich die nächsten Wochen die Kinder unterbringen konnte, um ins Büro zu gehen – falls wir es überhaupt nach London schaffen würden – taten mir vor allem meine Kids leid! Die hatten sich bereits in kürzester Zeit an AuPair 1 gewöhnt und nun musste ich ihnen erklären, dass diese nicht mit uns nach London kommen möchte, weil sie Heimweh hat! Insbesondere die Schnatterente war ziemlich traurig und verstand das Ganze nicht. Wir hatten sie ja auch schon seit Wochen darauf vorbereitet, dass AuPair 1 nun bald nach London kommt. Sie hat beinahe geweint 🙁
Nachdem das wieder glückliche AuPair mir auf der Fahrt zum Spandauer Bahnhof sagte, wie froh sie ist, dass ich das „so locker aufgenommen“ habe, war schließlich auch ich sehr froh, dass wir nicht mit ihr nach London fuhren!!! LOCKER AUFGENOMMEN?!? Da fiel mir wirklich keine Antwort mehr ein…
Letztendlich ist mein Mann am nächsten Tag nach Berlin gekommen und wir mussten am übernächsten Tag in einem Rutsch die ganze Strecke von Berlin nach London bewältigen und hatten zudem für meine erste Woche zurück im Büro keine Kinderbetreuung. Mich hat das alles sowas von gestresst, zumal ich mir ja eh schon viel raus nehme und die ganzen Sommerferien von Berlin arbeite und dann auch noch sowas, wenn ich „endlich“ wieder ganz normal im Büro erscheinen wollte.
Das war die Geschichte mit AuPair 1. Ihr könnt leicht erraten, dass es noch eine zum AuPair 2 gibt. Die schreibe ich demnächst mal auf und auch, welches Glück wir haben, dass wir aus unserem Freundeskreis 2 temporäre „AuPairs“ einladen konnten, die uns jeweils 3 Wochen mit den Kindern geholfen haben bzw. gerade noch helfen. Ich habe in diesem „AuPair Jahr“ jedenfalls sehr viel gelernt was die AuPair Suche angeht. Auch, weil ich zusätzlich bei einer bekannten Familie das AuPair Drama live verfolgt habe. Wahrscheinlich habe ich Stoff gesammelt für einen ganze AuPair-Ratgeber!
Hier mal meine ersten Tipps für Gastfamilien:
- Das zukünftige AuPair zu sich einladen und alles „miterleben“ lassen ist keine Garantie, dass es klappt
- Auch ein Vertrag mit 2 Wochen Kündigungsfrist in der vierwöchigen Probezeit schützt nicht vor einem Vertragsbruch einer Volljährigen, wenn Heimweh vorliegt (ich habe in der Situation nicht auf die Kündigungsfrist gedrängt, weil das eh nichts gebracht hätte)
- HEIMWEH IST ANSTECKEND
- 18 Jährige sind noch sehr jung (sicher nicht alle, aber doch viele)
- Babysitt-Erfahrung reicht nicht aus, um sich auch nur halbwegs vorstellen zu können, was einen als AuPair erwartet
- Vielen AuPairs scheint nicht bewusst zu sein, dass man sich als Gasteltern 100% auf sie verlassen können muss. Nicht wenige scheinen zu denken, dass sie ein cooles Jahr im Ausland verbringen wollen und nebenbei vielleicht mal ein bisschen mit den Kindern spielen
- Wenn das neue Schuljahr bereits läuft, ist das eine ganz schlechte Zeit um auf AuPair Suche zu gehen, weil die meisten AuPairs spätestens im August eine Gastfamilie gefunden haben
- Kostenlose Webseiten (zumindest für die AuPairs kostenlos) wie AuPair World sind mit Vorsicht zu genießen: Da scheinen sich junge Mädels einmal ein Profil anzulegen, weil sie nicht gleich Studieren oder eine Ausbildung beginnen möchten. Es wird Gastfamilien munter zu- und wieder abgesagt und sich alle möglichen Hintertürchen offen gehalten
- Nach einem so kurzfristigen Abgang haben wir sehr hohe Kosten gehabt, um die Kinder unterzubringen. Im Nachhinein wären wir besser damit gefahren, wenn wir einer AuPair Vermittlung 500 GBP bezahlt hätten
Und ein paar ganz wichtige Tipps für die AuPairs:
- Überlegt euch gut, ob ihr so viel Verantwortung übernehmen wollt
- Wenn ihr lieber ein lockeres AuPair Jahr verbringen wollt, sucht euch eine Familie mit größeren Kindern, wo alle schon zur Schule gehen oder wo nicht beide Eltern arbeiten
- Macht euch klar, dass ihr Heimweh haben könntet und überlegt euch, wie ihr damit umgehen werdet
- Falls ihr auf Nummer sicher gehen wollt oder euch mit dem Englisch unsicher seid, würde ich eine deutsche Familie empfehlen, weil da der Kulturschock zumindest geringer ausfällt. Ein anderes AuPair hat mir dazu auch mal von ihrer schlechten AuPair Erfahrung berichtet
Dass ein AuPair Aufenthalt im Ausland eine super tolle Erfahrung sein kann, muss ich ja nicht betonen. Ich wünsche allen AuPairs und Gastfamilien, dass ihr gegenseitiges Glück bei der Suche habt!
Eure Uta x
Hallo Uta,
Ich würde echt gerne loswerden, dass ich nicht viel von dem Konzept Au pair halte.
Die eine Seite (Au pair Mädchen) möchte ein Gap Year machen und eine neue Kultur, Sprache oder Land kennenlernen. Das Au pair ist doch nur Mittel zum Zweck.
Und die andere Seite (Familie) erwartet, dass das Au pair DIE Lösung ist. Ein junges Mädchen, welches gerade von Zuhause kommt und es nicht gewohnt ist ein selbstloses, aufopferndes „halbes Mutter-“ Leben zu führen.
Wenn man schon ein Kindermädchen braucht, weil man zu viel arbeitet, dann sollte man sich auch ein professionelles zulegen.
Liebe Grüße