Ein Au Pair, mit dem ich mich kürzlich traf, hat eine kurze, aber dennoch sehr schlechte Au Pair Erfahrung in England hinter sich und ich bin froh für sie, dass sie die Reißleine gezogen und die Familie von jetzt auf gleich verlassen hat!
Sie war so nett, mir ein paar Fragen zu beantworten, die ich gerne veröffentliche. Hoffentlich ermutigt dieser Bericht andere Au Pairs – auch welche, die vielleicht sogar einen Arbeitsvertrag haben und trotzdem mies behandelt werden – sich nicht auszunutzen lassen und sich gegebenenfalls Hilfe zu holen.
Wie eine Au Pair Erfahrung eher sein sollte, hat unser Au Pair gerade in ihrem Erfahrungsbericht in einem gesonderten Blogpost geschildert. Wenn ich den Bericht von diesem mies behandelten Au Pair lese, frage ich mich einfach, was einige Leute eigentlich denken wer sie sind: High Society oder nicht! Unmöglich!
Auf der Webseite www.hostmum.com könnt ihr Tipps und Tricks rund um einen Au Pair Aufenthalt in England nachlesen. In der Hoffnung, dass sich die Gasteltern genau so gut auf das Au Pair Jahr vorbereiten, wünschen wir euch alles Gute und eine tolle Auslandserfahrung!
Im Folgenden berichtet ein Au Pair von ihrer schlechten Au Pair Erfahrung in ihrer Gastfamilie in London (Das sind NICHT wir!)
Erzähle doch mal ein bisschen was zu deiner Person und warum du eine AuPair Stelle gesucht hast.
Hallo Uta, vielen lieben Dank für deinen Bericht über meine Situation als AuPair-Mädchen und danke für deine Unterstütung als ich noch in meiner Familie lebte. Wie wahrscheinlich sehr viele AuPair-Mädchen habe auch ich gerade mein Abitur gemacht und wollte, bevor ich ein Studium anfange, zuerst ein Auslandsjahr machen.
Wie hast du deine Gastfamilie gefunden und wie oft hattet ihr Kontakt bevor du ins Flugzeug gestiegen bist?
Ich habe auf den zahlreichen AuPair-Vermittlungsseiten, die es im Internet meist kostenlos gibt, gesucht. Alles läuft privat ab. Zunächst kann ein AuPair oder eine Familie sich bei dem jeweils anderen ‚Bewerben‘, der diese Bewerbung annehmen oder ablehnen kann. Anschließend kann man Nachrichten austauschen oder andere Kommunikationswege, wie z.B. Skype, weiterführen. Meine Gastfamilie und ich haben vor meiner Anreise 3 mal geskypt. Diese Videoanrufe waren seitens meiner Gastfamilie kurz und knapp. Allerdings war meine Gastfamilie in den Skypegesprächen immer freundlich und offen mir gegenüber war, daher habe ich mich im Endeffekt für sie entschieden.
Warst du dir sicher oder hattest du im Vorfeld Zweifel wegen der Gastfamilie?
Ehrlich gesagt, war ich selber von anfang an skeptisch der Gastfamilie gegenüber, da meine Gastmutter bereits im ersten Skypegespräch nach nur 5 min zu mir gesagt hat, dass ich ihr mitteilen soll, wann mein Flug sei und ich einfach vorbei kommen und die Zeit mit ihnen genießen soll. Da meine Gastmutter keine Britin war, habe ich mich über ihre Nationalität erkundigt und herausgefunden, dass die Mentalität sehr offen gegenüber Fremden sei, weshalb ich mir keine weiteren Gedanken über ihre Entschlossenheit gemacht habe. Sie versicherte mir zudem, dass ich ein Teil der Familie werden sollte.
Du hast gesagt, dass ihr keinen Vertrag gemacht habt. Wollte die Gastfamilie das so?
Genau, es gab keinen Vertrag und es wurde auch nie über einen Vertrag gesprochen. Das war zum Ende jedoch sehr gut für mich.
Am zweiten Tag in meiner Gastfamilie war ich mit meiner Gastmutter den ganzen Tag auf einem Event. Da dieses Event nicht in London stattfand, wurden wir von einem Fahrer dort hin gefahren. Unterwegs gab sie mir genaue Anweisungen, was meine Aufgaben und wie meine Arbeitszeiten seien.
Wie wurdest du von der Familie empfangen?
Der Empfang von meiner Gastmutter war sehr überschwänglich, da sie mir direkt mit Küsschen um den Hals fiel. Das komplette Gegenteil von Deutschland, wo man sich die Hände gibt, eventuell umarmt. Im ganzen Haus war es ein wenig voll, da Arbeiter da waren, weshalb ich mir von der Bahn auch ein Taxi nehmen musste und nicht abgeholt werden konnte. Mit den Kindern, die um die gleiche Zeit wie ich von der Schule kamen, spielte ich direkt im großen Garten. Den Vater sah ich abends, genau wie an anderen Tagen, max. 2 Minuten. Ein kurzes ‚Hallo‘; mehr nicht.
Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Könntest du kurz etwas über die Personen erzählen, die im Haushalt leben oder arbeiten?
Im Haushalt lebten meine Gastmutter, mein Gastvater und drei von vier Kindern im Alter von 3, 8 und 10 Jahren. Die ersten Tage lebte das alte AuPair-Mädchen noch bei uns. Daneben gab es noch eine Putzfrau, die an meinen ‚freien Tagen‘ kam, sowie einen Gärtner.
Wie und wann hat dir die Mutter erklärt, was deine Aufgaben sind?
Wie schon oben erwähnt, war ich bereits am zweiten Tag mit meiner Gastmutter einen ganzen Tag auf einem Event unterwegs. Während der langen Autofahrt erklärte sie mir meine Aufgaben und meine Arbeitszeiten. Das Gespräch war jedoch sehr einseitig von ihr geführt, da sie zwischendurch auch immer wieder telefonieren musste und sie ein klares Bild von meiner Arbeit hatte.
Wann hattest du das erste Mal das Gefühl, das hier Geben und Nehmen, was eigentlich die Devise eines AuPair-Gastfamilien-Verhältnis sein sollte, vollkommen unausgeglichen ist?
Bereits am 3. Arbeitstag, an dem Tag an dem das alte AuPair-Mädchen ging und ich alleine für alle Aufgaben zu ständig war, hatte ich das Gefühl, dass ich nicht als AuPair-Mädchen, sondern viel mehr als Hausmädchen behandelt werde. Nachdem ich das Abendessen zubereitet, den Tisch gedeckt und das Essen serviert habe, hatte ich das Gefühl, dass es der Gastmutter unangenehm war, dass ich zusammen mit der Familie zu Abend aß, obwohl sie mich dazu gebeten hat. Anschließend habe ich die Küche aufgeräumt, die Kinder bettfertig gemacht und Wäsche gewaschen. Insgesamt bis 22 Uhr. Danach kam meine Gastmutter zu mir und klagte über meine Arbeit, da sie nicht gut genug sei und sie mich nach ihren Regeln erziehen möchte. Sie gab mir mit ihrem Umgangston das Gefühl, dass ich ein Nichtsnutz sei.
Bitte erzähle kurz über deine heftigsten Erlebnisse und wie du dich dabei gefühlt hast.
Grundsätzlich muss ich leider sagen, dass ich keine guten Erlebnisse in meiner Gastfamilie hatte. Daher könnte diese Liste sehr lang werden. Aber ich möchte mich gerne kurzfassen. Ein heftiges Erlebnis war auf jedenfall der Abend an meinem 3. Arbeitstag, weil sie mich mit ihrem Umgangston sehr verletzt hat, da ich weiß, dass meine Arbeit gut war. Leider startete der 4. Arbeitstag nicht besser. Ich konnte das Frühstück am Abend nicht vollständig vorbereiten, da einiges an Porzellan und Besteck in der Spülmaschine war und ich diese am Vortag nicht anmachen durfte. Daher konnte ich diese erst am Morgen ausräumen. Statt nur die Schüsseln und das Besteck zu nehmen, welches ich zum Frühstück brauchte, räumte ich direkt die ganze Spülmaschine aus, weil ich noch Zeit hatte und es schneller geht, als nur die Dinge herauszuziehen, die man braucht. Natürlich war dies für meine Gastmutter nicht richtig, da ich doch das Frühstück am Abend vorbereiten muss und mich morgens nur um die Kindern zu kümmern habe. Hausarbeiten, die nicht zuwenig waren, sollte ich doch machen, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Morgens sollte ich nur Milch, Marmelade, etc. aus dem Kühlschrank auf den Tisch stellen. An meinen ganzen Arbeitstagen hatte ich – nachdem ich die morgendlichen Arbeiten erledigt hatte – bis 16 Uhr Pause. Eigentlich. Dies war nie der Fall, da ich jeden Tag von 6-22 Uhr durcharbeitete. Ohne Pause.
Meine Gastmutter und ich besuchten eine Sprachschule für mich, die jedoch genau in meine Arbeitszeit fiel. Da diese Schule ein Stück entfernt gewesen wäre, wäre ich jeweils 3 1/2 – 4h unterwegs. Ich meinte zu ihr, ich möchte es mir noch einmal überlegen, bevor ich zusage, da ich durch meine ganzen Hausarbeiten keine Zeit dazu sah. Ich erzählte meiner Gastmutter über meine Sorgen und erzählte ihr auch, dass es einfach zu viel Arbeit sei, die ich zu erledigen hätte. Neben der Kinderbeschäftigung, die sehr knapp ausfiel, musste ich den kompletten Haushalt alleine führen, da die Putzfrau nur an dem einzigen Tag kam, an dem ich ‚frei‘ hatte.
Frei hatte ich jedoch nie. Meine Sorgen zog sie jedoch ziemlich ins lächerliche und meinte, dass ich meine Arbeit dann eben nach der Sprachschule machen sollte.
Wann war für dich klar, dass du die Familie lieber sofort verlässt?
Meine Gastmutter organisierte ein Playdate (natürlich in meiner Freizeit) mit einem Kind und einem anderen deutschen AuPair-Mädchen. Das andere AuPair und ich waren verwunderte, da die beiden Kinder zwar im selben Alter waren, jedoch nie zusammen spielen durften. Das andere AuPair-Mädchen war zu dem eine sehr gute Freundin von einem früheren AuPair-Mädchen. Nachdem sie mir erzählte, dass die Gastmutter alle AuPair-Mädchen so behandle wie mich und sie mich momentan noch „gut behandle“, festigte sich mein Entschluss, endgültig zu gehen.
Allerdings hatte ich große Angst meiner Gastmutter davon zu berichten, weil sie in dem Gespräch über meine Sorgen zu mir meinte, dass ich mindestens 4 Wochen bleiben müsse. Ich erkundigte mich bei einer Freundin, die Jura studiert, ob ich das Recht habe, direkt gehen zu dürfen. Da es keinen AuPair Vertrag gab, konnte ich jeder Zeit ohne Vorwarnung gehen. Meine Freunde aus Deutschland unterstützen mich. Ebenso Uta, bei der ich einen wunderschönen Nachmittag verbrachte, wo wir uns über meine Situation austauschten.
Einen Tag später packte ich abends meine Sachen. Morgens ging ich mit gepackten Sachen zu meiner Gastmutter und ging. In der Zeit, in der ich bei meiner Gastfamilie verbrachte, bekam ich Grippe mit Fieber. In der Zeit musste ich natürlich trotzdem komplett durcharbeiten. Nachdem ich meine Gastfamilie verließ, ging es mir einen Tag später so gut wie nie. Keine Anzeichen mehr von Grippe.
Vielen Dank für das Interview und viel Glück für die nächste Zeit!
Danke Uta, dass du über meine Situtation berichtest. Es ist mir wichtig, darüber zu sprechen und zu schreiben, da ich nicht möchte, dass weitere Mädchen auf meine Familie reinfallen. Allen AuPairs in ähnlichen Situationen wünsche ich den Mut, über solche Missstände zu berichten und gegebenenfalls eine solche Familie anzuzeigen. Mich macht es einfach nur wütend, weil meine Gastfamilie das Geld dazu hat, eine Putzfrau UND eine Nanny zu haben. Stattdessen muss das AuPair-Mädchen die ganze Arbeit alleine machen.
Ich habe schon einige heftige Au Pair Geschichten hier mitbekommen. Mal ganz zu schweigen davon, wie es der philippinischen Durchschnitts-Maid in Hong Kong geht. Aber das ein Au Pair so ausgenutzt wird, habe ich wirklich noch nie gehört!
Au Pairs sollten große Schwestern/Brüder sein, etwas im Haushalt mithelfen, aber ansonsten auch viel Freizeit haben um das fremde Land und die Kultur zu erkunden! Allerdings sollten sie sich auch im Vorfeld ganz bewusst mit dem Job auseinandersetzen. Nur weil man ein wenig Babysitterfahrung hat heißt das noch nicht, dass man mit Kindern unter einem Dach glücklich wird.
Eure Uta x
Ich bin grad durch Zufall auf diesen Beitrag gestoßen, weil ich selber eine schreckliche Erfahrung als Au Pair gemacht habe. Ich kenne das Gefühl, dass man eigentlich nur eine billige Haushaltshilfe ist und ausgenutzt wird, nur zu gut. Aber bei mir hat die Familie auch echt richtig mist gebaut, vielleicht magst du mal meinen ersten Teil der Geschichte lesen http://www.suchaprettychaos.com/meine-absolute-au-pair-katastrophe/
Danke für diesen Artikel, hätte ich dieses Interview mal früher gelesen, mir wäre es nie in den Sinn gekommen, dass man da so ausgenutzt wird… Dann hab ich es eben auf die harte Tour gelernt.
Liebe Grüße
jana