Windpocken bei der 5 Jährigen
Da haben wir den Salat: In England wird nicht gegen Windpocken geimpft und mir ist die fehlende Impfung Im Impfpass nicht aufgefallen! Ich möchte nicht ausschließen, dass mich eine deutsche Kinderärztin mal darauf aufmerksam gemacht hat, dass man die Impfung machen könnte. Jedenfalls ist das komplett von meinem Radar verschwunden und so hatten wir dann kurz vor Silvester die Schose:
Ich bekam von meinem Mann ein Foto vom Bauch der Schnatterente, welches vermutlich die Mutterwindpocke zeigt, ins Büro geschickt. Die Windpocke ließ sich bereits durch die Flüssigkeitsansammlung deutlich von normalen Pickelchen unterscheiden. Die nächste Stunde verbrachte ich mit hoch und runter googeln und hin und her telefonieren/schreiben. Ich fragte die befreundete Mama aus der Schule, ob sie von Windpocken in der Schulklasse weiß um den Verdacht bestätigen zu können. Mit meiner Schwester eruierte ich das Risiko, dass die Schnatterente vor ihrer Abreise aus Berlin bereits ihre ungeimpften Babycousinen angesteckt haben könnte. Meine Schwester telefonierte ihrerseits mit dem Kinderarzt um sich zu vergewissern, wie das mit der Ansteckungsgefahr vor Auftreten der Windpocken ist: Bereits 2 Tage davor ist man ansteckend! Da war die Schnatterente gerade so ganz knapp aus Berlin weg. Zumindest wenn man den Tag heranzieht, wo wir davon ausgehen mussten, dass es Windpocken sind. Puuhhh – Daumen drücken!
Man konnte beinahe zuschauen, wie dann tatsächlich die Windpocken sprießten! Bauch und Rücken waren bereits am zweiten Tag übersät und ab da kamen auch immer mehr im Gesicht und auf der Kopfhaut sowie runterwärts die Beine entlang bis etwa zum Knöchel. Der Genitalbereich blieb auch nicht verschont und so wurde des Öfteren über einen juckenden Po geklagt. Arme und Hände waren genau so betroffen wie in den Ohren und am Zahnfleisch. Grob geschätzt hatte sie sicher weit über 500 Pocken von denen fast alle auch die typische Blasenbildung zeigten.
Der von meiner Schwester konsultierte Kinderarzt empfahl Anaesthesulf, eine Zinklotion, die den Juckreiz stoppen und die Heilung fördern soll. Bei der zwangsläufig fast flächendeckenden Anwendung frage ich mich hinterher, ob nicht DAS auch zu Jucken führt, weil Zink ja doch sehr austrocknet. Insgesamt hat die Große allerdings nicht sehr viel wegen Jucken geklagt. Ein paar Tage war sie fiebrig und brauchte einen Fiebersaft und insgesamt war sie doch ganz schön schlapp. Sie hielt sich sehr daran, nicht mit den Fingern zu Kratzen und so sah man sie sehr oft mit merkwürdig zuckenden Schulterbewegungen, weil das ihre Art war, sich ein bisschen „Juck-Linderung“ zu verschaffen, ohne richtig zu kratzen. Aber 10 Tage nach Ausbruch wollte – und durfte sie nach meiner Einschätzung – schon wieder in die Schule. Sie sah noch ziemlich wild aus, weil sie überall die verschorften Pocken hatte. Aber es ist wohl so, dass die Ansteckungsgefahr vorbei ist, sobald alle Windpocken überkrustet sind. Und das gewisse Restrisiko, dass sie doch noch jemanden anstecken könnte, habe ich getrost in Kauf genommen, weil die Windpockeninfektion hier ja zum „Plan“ gehört. (ich mache Spaß – sie hatte schon 3 Tage bevor sie wieder in die Schule gegangen ist, keine sichtbaren Bläschen mehr).
Übrigens hatten es in ihrer Klasse insgesamt 5 Kinder, darunter ihr bester Freund, der ebenfalls Deutscher ist. Mit seiner Familie hatten wir am Ferienende ein kleines Windpocken-Kaffeetrinken, weil wir ja sicher sein konnten, das die beiden jüngeren Schwestern der großen Windpockenkinder das ebenso bekommen. Ein kleiner Unsicherheitsfaktor blieb in dieser Familie: Der Papa schien es wohl noch nicht gehabt zu haben und er machte sich schon allergrößte Sorgen, weil Windpocken für Erwachsene ja viel schlimmer sein sollen. Es blieb nur abzuwarten.
Windpocken bei der 2,5 Jährigen
Ziemlich genau zwei Wochen, nachdem die erste richtige Windpocke bei der Großen sichtbar war, zeigte sich bei der 2,5 Jährigen Kuschelmaus ein kleines Pickelchen an der Bauchseite. Wenn man nicht auf die Windpocken gewartet hätte, hätte man ein solches Pickelchen sicher nicht als den Beginn einer Windpockeninfektion angesehen. Und auch am nächsten Tag waren es lediglich ein paar von diesen kleinen Pickelchen, die aber auch so mal bei einem Erkältungsvirus bei meinen Kids auftauchen.
Erst am 3. Tag ist aus diesen Pickelchen etwas Windpocken-ähnliches geworden, aber auch noch recht klein. Ich frage mich, welchen Tag man dort als den „ersten Tag der Windpocken“ bezeichnen würde und ab wann sie dementsprechend schon ansteckend war? Ich nehme an, als dieses noch nicht als Windpocken erkennbare Pickelchen zu sehen war. Wir waren zum Glück sehr vorsichtig und haben sie und Mann schon nicht mehr zu einem Geburtstag bei Freunden mitgenommen, wo ein Mädchen unter 1 mit starkem Ekzem dabei war und wir nicht schuld sein wollten, wenn sie wegen uns die Windpocken bekommt.
Bei der Kuschelmaus zeigten sich nun auch zusehends mehr Pocken. Insgesamt waren es auch sicher weit über 500 aber im Gegensatz zu den Windpocken der Großen waren sie etwas kleiner und vielleicht auch nur so 10 – 20% hatten diese richtig gefüllten Bläschen. Alle anderen sind einfach sehr schnell verschorft und jetzt am Abheilen. Leider erfüllten sich meine Befürchtungen, dass es sie schlimmer als die Schnatterente jucken wird, weil sie auch bei Mückenstichen eine deutlich juckendere Haut hat als die Große. Sie kratze sich insbesondere am Kopf wirklich schlimm und „missbrauchte“ bei uns auf dem Schoss sitzend, unsere Bäuche und Beine, um sich an Rücken und am Popo zu schubbern. Die Arme ist geplagt von sicher 30 Windpocken im Windelbereich, die sie wirklich wahnsinnig gemacht haben.
Wir haben ihr dann gegen den Juckreiz einen Antihistamin-Saft gegeben, der hier unter anderem extra gegen den Juckreiz bei Windpocken verkauft wird. Der Saft war direkt mal in der ersten Apotheke ausverkauft und in der zweiten haben wir die letzte Flasche ergattert. Die Windpocken scheinen einfach gerade rumzugehen. Die Kuschelmaus ist nach ein paar anstrengenden Nächten dank dem „Jucki-Saft“ auch über den Berg und jetzt stören nur noch die Schorfreste, die beim Abheilen natürlich auch etwas jucken.
Windpocken beim Papa vom Schulfreund
Den Mann meiner Freundin hat es übrigens auch erwischt. Er hatte erst einen Tag Fieber und am nächsten Tag zeigten sich die Windpocken. Er war ebenfalls übersät und fühlte sich ein paar Tage überhaupt nicht gut, aber schlimmere Folgen hatten die Windpocken zum Glück nicht. Er brauchte für die Arbeit eine Krankschreibung und seine GP-Praxis hat ihn ohne Zögern einbestellt und ihn im Wartezimmer mit all den anderen sitzen lassen, obwohl er zu der Zeit sicher hoch ansteckend war! So ist das hier in England – Windpocken muss man einfach mitnehmen…
Wie ich nachgelesen habe, liefert zumindest eine durchgestandene Windpockeninfektion einen besseren Schutz auch was die Weitergabe von Antikörpern nach einer Geburt an das Neugeborene angeht (der Nestschutz). Na etwas positives muss die versäumte Impfung und die durchlebte Windpockeninfektion ja haben – und wenn es für die Enkelkinder in spe ist! 😉
Eure Uta x
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