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Mit den Traumbedingungen in Deutschland nicht zu vergleichen
Wie ist das eigentlich in England mit Mutterschutz und Elternzeit – vor allem im Vergleich zu Deutschland? Viele werdende deutsche Schwangere schielen wohl etwas zwigespalten über den Kanal nach Deutschland und vergleichen, was sie hier und dort an Leistungen erhalten. Nachdem ich die erste Schwangerschaftshälfte gut gemeistert habe, bin ich mittlerweile in der zweiten Hälfte angekommen, ganz genau habe ich heute die 34. Schwangerschaftswoche hinter mich gebracht und befinde mich daher nun 6 Wochen vor Geburtstermin. In Deutschland hieße es also ab heute: Mutterschutz! In England wo ich lebe, sieht das allerdings anders aus.
Mutterschutz in England – nicht mit dem deutschen Mutterschutz vergleichbar
Insgesamt können Mütter in England weniger Mutterschutz und Elternzeit (Statutory Maternity Leave) nehmen und bekommen auch nicht die gesamte Elternzeit staatliche Unterstützung (Statutory Maternity Pay).
Väter können nach der Geburt 1-2 Wochen bezahlten Urlaub nehmen.
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Firmen in England damit werben, dass sie tolle zusätzliche Maternity Care Packages anbieten. Je nach Paket können die Mütter damit länger und/oder mit zusätzlichen finanzieller Unterstützung Elternzeit nehmen.
In Deutschland würde ich ab heute in den Mutterschutz gehen. Sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt zu Hause bleiben dürfen und das bei vollem Gehalt. Davon können die englischen Frauen nur träumen!
Sie träumen sowohl von dem Zeitraum der „Elternpause“, als auch von der finanziellen Unterstützung, die Mütter in Deutschland über so einen langen Zeitraum erhalten.
Mutterschutz besteht für 2-4 Wochen
Die Elternzeit kann in UK bis zu 52 Wochen genommen werden. Schwangere können frühestens 11 Wochen vor der Geburt in den Maternity Leave gehen. Das ist zwar früher als in Deutschland. Ich kenne allerdings niemanden, der das jemals ausgenutzt hat. Eher ist es so, dass die werdenden Mütter in England bis ein-zwei Wochen vor Geburtstermin noch ganz normal oder mit etwas reduzierten Stunden arbeiten. Das liegt auch daran, dass es für viele berufstätige Mütter finanziell besser ist so lange wie möglich zu arbeiten. Wenn man bedenkt, was zum Beispiel in London ein Kitaplatz kostet (Vollzeit gerne über 20.000 GBP im Jahr), kann man wohl nachvollziehen, dass Mütter vorher noch so viel Geld wie möglich verdienen wollen.
Eine Pflicht, vor der Geburt den Maternity Leave zu nehmen, gibt es nicht. Der einzige verpflichtende Urlaub ist nach der Geburt zu nehmen: Arbeitnehmer dürfen in den zwei Wochen direkt nach der Geburt nicht arbeiten. Bei Fabrikarbeiterinnen sind es vier Wochen verpflichtender Urlaub.
Apropos Kindergarten: Die meisten privaten Kindergärten nehmen Babies ab 3 Monaten – und die Plätze sind (leider) auch wirklich begehrt…
Die Regeln des englischen Elterngeldes – Statutory Maternity Pay
Unter dem Statutory Maternity Pay bekommen frischgebackene Mütter für sechs Wochen 90 Prozent des wöchentlichen Bruttogehalts. Lediglich diese sechs Wochen wird gesetzlich dafür gesorgt, dass die Mütter beinahe ihr normales Gehalt erhalten.
Danach sind es nur dann weiterhin 90 Prozent des wöchentlichen Bruttoverdienst, wenn 90 Prozent des wöchentlichen Verdienstes weniger als 151,20 GBP sind. 151,20 GBP ist also das Maximum, das frisch gebackene Mütter nach den 6 Wochen weiter als gesetzlich festgeschriebenes Elterngeld bekommen.
Verdient eine Mutter also normalerweise 500 GBP Brutto pro Woche, wären 90 Prozent 450 GBP. Da der Betrag auf 151,20 gedeckelt ist, ist diese Mutter durch das Statutory Maternity Pay sehr schlecht bezahlt.
Verdient eine Mutter – vielleicht in einem Teilzeit-Aushilfsjob – 100 GBP brutto pro Woche, erhält sie die ganzen 90 Prozent – also 90 GBP – als Maternity Pay.
Der Anspruchszeitraum für Statutory Maternity Pay
Die obige Berechnung mit dem maximalen Elterngeld von 151,20 GBP pro Woche gilt ab Woche sieben für maximal 33 weitere Wochen „Elternzeit“. Insgesamt erhält man also 39 Wochen staatliche Unterstützung, wenn man wegen einer Geburt nicht arbeitet. Das entspricht einem Zeitraum von knapp 9 Monaten und insbesondere für Besserverdiener bedeutet Elternzeit einen großen finanziellen Einschnitt.
Viele englische Firmen locken Frauen daher mit einem privaten Maternity Care Package, was die Frauen dann im Vergleich zum Statutory Maternity Pay besser stellt als die ca. 600 Pfund im Monat. Vor allem, wenn man vorher gut verdient hat, kann das echt einen großen Unterschied machen.
Parental Leave – Wenn sich Eltern die Elternzeit teilen
Neben den 1-2 Wochen bezahlten Urlaub für die Väter gibt es auch die Möglichkeit, dass sich die Eltern den Parental leave (Shared Parental Leave) teilen. Für diese Zeit gilt für beide eine gewisse Jobgarantie bei Rückkehr wobei es kein Kündigungsschutz ist, auf den man sich 100% verlassen kann. Das sogenannten Statutory Shared Parental Pay (ShPP) ist derselbe wöchentliche Betrag wie für die Elternzeit der Mutter. Dieses wird für bis zu 37 Wochen bezahlt, während sich beide Eltern eine Elternzeit von 50 Wochen aufteilen können (13 Wochen davon sind also unbezahlt). Wie die Wochen wzsichen den Partnern aufgeteilt werden, ist dabei ihnen überlassen.
Das Geld für den Statutory Paternity Pay ist identisch zu dem für die Mütter: Die Väter bekommen entweder 151,20 GBP pro Woche oder 90% ihres wöchentlichen Durchschnittsgehalts, wenn dieser Betrag weniger als 151,20 GBP entspricht.
Müttern und Vätern ist in der Zeit der Shared Parental Leave Zeit möglich, sogenannte Stay in touch Tage zu nehmen, an denen sie zurück zur Arbeit gehen und für diese Tage auch bezahlt werden. Nimmt nur ein Elternteil Elternzeit sind das 10 Tage, teilen sich beide die Elternzeit, können bis zu 20 Stay in touch Tage genutzt werden.
Geht’s nun für mich in den Mutterschutz?
Ich bin seit über einem Jahr selbstständig und arbeite projektbasiert als Freelancer. Zuletzt intensiv für toucanBox, denen ich bei einem sehr erfolgreichen Start in Deutschland helfen durfte. Und obwohl jetzt eine deutsche Marketing Managerin an Bord ist, gibt es für mich im Bereich SEO und Content/ Übersetzungen noch so viel zu tun, dass ich angeboten habe, noch den ganzen Juni und flexibel darüber hinaus noch ca. 2 Tage die Woche zu arbeiten.
Und so bin ich heute statt in den Mutterschutz zu gehen, ins Büro getrottet. Dadurch, dass ich meine Stunden seit dieser Woche halbiert habe, ist direkt auch mal doppelt so viel zu tun. Aber das hat auch was Gutes: Ich mag es, „busy“ zu sein und könnte es nicht ertragen, wenn die Zeit nicht vergeht, weil ich zu wenig zu tun hab.
Wenn du wissen willst, wie es mir mit der Schwangerschaft in England (nur übers NHS) ergangen ist, kannst du meine Erfahrungen in der ersten und der zweiten Schwangerschaftshälfte sowie beim 20-week scan über die Links nachlesen.
Eure Uta x
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