Es ist Mittwochabend und wir sind seit Samstag in Berlin und ich habe Urlaub. UND ERST JETZT KOMME ICH ZUM BLOGGEN! Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt. Ich wollte schon längst über den „Frozen“-Geburtstag der Schnatterente gebloggt, wenigstens die „Danke-fürs-Kommen-und-das Geschenk-Emails“ an die Gäste geschickt, sowie ein paar andere liegengebliebene Dinge erledigt haben!
Stattdessen mache ich täglich was für die Arbeit und dann haben wir ja auch noch ein straffes Freizeitprogramm für die Tage in Berlin, wo wir natürlich wieder viele Familienzusammenkünfte haben und unserer Freunde treffen wollen…
Die Frozen-Geburtstagsparty der Schnatterente
Ich hatte ja schon gesagt, dass ich diese Jahr nicht sonderlich viel Zeit (und Lust) auf riesen Geburtstagsvorbereitung hatte. So war dann auch der Abend vor dem Geburtstag und der Geburtstag selbst ziemlich stressig:
Die Elsa-Torte, die sich die Schnatterente gewünscht hatte, habe ich mir so einfach wie möglich gemacht. Da Elsa aber leider längere Beine als gedacht hatte (bzw. der Kuchen einfach nicht gut genug aufgegangen war) musste ich etwas improvisieren, um den Fantakuchen Kuchen-Rock groß genug zu bekommen. Eine leere Eisverpackung hat mir als Stand- und Beinverlängerung gedient und war zum Glück auch einfach und schnell zurechtgeschnitten. Der Geburtstagskuchen hat mich dank der nötig gewordenen Improvisation etwas mehr Zeit als anberaumt gekostet, aber es war trotzdem recht zügig vollbracht. Es ist sicher kein „Kuchen-Traum“ geworden, aber dank der gekauften Elsa-Barbie hat der Kuchen trotzdem seine Wirkung nicht verfehlt und die Kinder fanden ihn toll!
Wir haben den Geburtstag entgegen der typisch englischen Partys zu Hause gefeiert. Allerdings habe ich mich am Geburtstagsvormittag etwas über diese Entscheidung geärgert, weil ich einige Zeit darauf verwenden musste, bei Freunden Kindertische und -stühle einzusammeln (die ich abends auch gleich wieder zurückfahren musste). Die Torte gestalten, das Haus dekorieren, Einkaufen und Essen vorbereiten waren die sonstigen Aufgaben des viel zu kurzen Vormittags. Mein Vorhaben, auch schon den Koffer für den Berlin Urlaub zu packen, war natürlich überhaupt nicht umsetzbar.
Zum Glück hatte ich etwas Unterstützung von unserem AuPair und auch der Ordnungshüter kam eine Stunde bevor die Gäste von der Schule abgeholt wurden, nach Hause. Seine Aufgabe war es, das Gartenhaus, wo die Party stattfand, auszuräumen und zu dekorieren. Puuhhh – so musste ich zumindest nicht auch noch das machen.
Um kurz vor 15 Uhr kam pünktlich die gebuchte Entertainerin Fliss. Sie hatte ganz schön was an Equipment dabei und buxierte ihr Hab und Gut durch das Haus und den Garten ins Gartenhaus. Dass sie pünktlich da war, war schon mal sehr beruhigend! Jetzt mussten nur noch die Gäste von der Schule abgeholt werden.
„Heute ist Geburtstagsparty?“ „Mama, das ist das falsche Dress“
Während das AuPair die aktuelle Schule angesteuert hat, um die Kinder anzuholen, habe ich die Freundinnen der alten Schule abgeholt. Es war schon komisch da mit den „alten Mamas“ zu warten und doch nicht das eigene Kind abzuholen. Und man merkte auch definitiv, dass die Sympathien unter den Eltern dieser Schule im Vergleich mit der Schule der Schnatterente deutlich ausgeprägter sind, weil die Elternschaft sehr homogen ist. In der aktuellen Schule ist das Einzugsgebiet sehr gemischt und dadurch sind auch manche Mütter dort, die nicht „sehr offen“ anderen Müttern gegenüber sind. Es gibt mehrere Mütter, die aussehen, als wären sie Anfang zwanzig und die Kinder kommen aufgebrezelt wie kleine „Barbies in Schuluniform“ zur Schule. Diese Kinder spuren auch extrem gut. Ich bin kürzlich Zeuge der Erziehungsmethode einer der Teenie-Mütter geworden: Die Mütter kackte ihre Tochter auf dem Schulweg aber sowas von zusammen, dass das Mädchen mit den Tränen-kämpfend brav an die Seite ihrer Mutter gesprungen kam! Im Übrigen hatten zwei dieser jungen Mütter wohl vor kurzem einen „Cat-Fight“ vor der Schule, so dass sogar die Polizei kommen musste! Für jene, die sich unter „Cat-Fight“ nichts vorstellen können: Die beiden Mütter sollen sich geprügelt haben! Das gibt mir allerdings schon etwas zu denken…
Das Abholen gestaltete sich jedenfalls als schwieriger als erwartet: Ein Mädchen inklusive ihrer Nanny wussten gar nichts von der Geburtstagsparty und ein anderes brach in Tränen aus, weil die Mama das falsche Prinzessinen-Dress eingepackt hatte. Die dritte wollte nicht mit mir mitkommen sondern mit ihrer Mum noch mal mit nach Hause und dann separat kommen.
Als wir irgendwann mal endlich auf dem Heimweg waren, rief der Ordnungshüter bereits etwas entnervt an, wie lange wir bitte noch brauchen und was er nun mit den Kindern anstellen sollte, die bereits aus der Schule der Schnatterente da waren.
Fliss alias „Anna“
Kurz nachdem wir endlich da waren, hat auch schon ANNA die Party übernommen und ist mit den 15 Prinzessinen ins Gartenhaus verschwunden. Weil ich noch im Haus auf die letzten beiden Gäste wartete (und natürlich noch das ganze Essen zu Ende vorbereiten musste), hatte ich die erste Stunde Entertainment verpasst. Allerdings meinten schon alle Mamas, die ich zwischendurch fragen konnte, dass Anna „amazing“ sei. Das Gegröhle aus dem Gartenhaus sprach in der Tat dafür. Nach dem die Kids eine Essenpause gemacht haben, konnte ich der Party eine Weile beiwohnen und war wirklich total angetan von Anna. Und eigentlich bin ich nicht der größte Fan von Entertainern und habe eher viele als ziemlich nervig empfunden. Aber Fliss war echt super! Wenn ihr mal eine Kinderparty in London plant, schreibt mich gerne an und ich gebe ihre Nummer weiter. Sie war definitiv ihr Geld wert!
Ich glaube, dass am Ende alle Kinder sehr happy nach Hause gegangen sind und soweit ich gehört habe, hatten alle Eltern einen sehr angenehmen Abend, weil die Kinder schnurstracks ins Bett gewandert sind. Und wir waren sehr froh über die Entscheidung, dass wir es gewagt haben, die Party ins Gartenhaus auszuquartieren: Erstens war das natürlich nicht riesige Haus groß genug für die ganzen Gäste, ein paar kleine Geschwister und ein paar Eltern. Und zweitens hätte der ganze versprühte Prinzessinnen-Glitzer den Ordnungshüter noch in ein paar Monaten dazu veranlasst, jedes Wochenende ausgiebig den Staubsauger schwingen zu müssen. So war der ganze Dreck außerhalb des Hauses und das Aufräumen war auch kein großes Problem.
Kurz nachdem die Gäste alle weg waren, hatte ich in der Schule meinen Termin für das 1:1 Gespräch mit der Lehrerin!
„She needs to improve her writing, counting and reading“
Ich habe eigentlich nicht viel erwartet, als ich zur Lehrerin bin. Ich dachte wir sprechen darüber, wie sich die Schnatterente eingelebt hat, wie sie an Aktivitäten teilnimmt und wie sie sich benimmt. Sie ist ja schließlich auch erst seit 7 Wochen in der Schule. Aber denkste!
Mir wurde dezidiert erklärt, dass sie die Buchstaben zu groß schreibt. Wenn sie etwas abzählt, Dinge doppelt zählt und bei Leseübungen auf Fragen nach Buchstaben oder Buchstabenkombinationen schnell mit „I don´t know“ antwortet. Wir sollten das bitte zu Hause mit ihr üben! Ich weiß, dass das Endjahresziel der Reception Class sehr hoch gesteckt ist. Allerdings frage ich mich, wie im Vergleich mit der Schnatterente dann bitte die Kinder abschneiden, die gerade im Sommer erst vier geworden sind und nun das selbe Programm absolvieren müssen, das offensichtlich schon die Schnatterente überfordert!
Am liebsten würde ich einfach gar nichts machen und es der Schnatterente „überlassen“, wann sie bereit ist, die von ihr verlangten Dinge mit der nötigen Konzentration zu meistern. Testweise habe ich die Tage mal die ein oder andere kleine Aufgabe gemacht und ich merke, dass sie einfach schnell die Lust und die Konzentration verliert. Aber mein Gott! Sie ist gerade fünf geworden!
Ich werde berichten, wie es der Schnatterente weiter in der Reception Class ergeht. Bisher stelle ich jedenfalls fest, dass sie auch nach sieben Wochen nach der Schule noch mega k.o. ist und man nach einem Schultag kaum noch was mit ihr anfangen kann! Zum Glück geht sie ja wirklich gerne in die Schule weshalb ich denke, dass das alles noch spielerisch genug sein muss. Aber ich komme nicht drumherum laut zu denken, dass ich mich nur Obelix anschließen kann, was den hohen Druck in jungen Jahren angeht: „Die spinnen die Briten“!
Eure Uta x
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