Ich habe das Gefühl, dass es mal Zeit für ein kleines Pandemie Update aus London ist. Wir sind hier ja doch meist etwas verschoben, was die aktuelle Pandemie Lage angeht.
Viele Monate konnten wir uns ja echt nicht beschweren: Die Infektionszahlen gingen im UK stetig nach unten, die Impfzahlen nach oben. Alles schien so schön in die richtige Richtung zu laufen…
Normaler Betrieb ab März
Bereits seit März sind die Mädchen wieder ganz normal in der Schule. In ihren gewohnten Klassen(-Bubbles) für den gesamten Schultag. Klar ist Schule auch hier nicht wie früher: Sie tragen brav noch ihre Masken, essen kaltes Mittagessen im Klassenzimmer und mischen sich gar nicht bis wenig mit anderen Bubbles. Von der Oberschule kann ich das nicht beschwören, aber soweit ich weiß, gab es seit der Wiederöffnung keine Corona-Fälle in der Grundschule.
Der Grinsebär konnte auch ganz normal seine 4 Tage-Kindergartenwoche durchziehen und wir Eltern gut aus dem Homeoffice arbeiten.
Soziale Treffen sind wieder erlaubt
Schon Ende März durfte man sich wieder zu sechst mit verschiedenen Haushalten im Freien treffen, was bis dato noch eingeschränkt war. Das führte dazu, dass ich auch meinen 40. Geburtstag im Garten zu sechst feiern konnte. Auch viele Freunde nutzen die Gelegenheit und gefühlt hat man seit dem „die Chance“, jede Woche mindestens 1x irgendwo zu feiern.
Bei der Whirpool-Party einer Freundin merkte ich allerdings erstmals, dass zumindest bei mir das lange Social Distancing seine Spuren hinterlassen hatte: Ich war die einzige der fünf Damen, die nicht in den Pool gestiegen ist. Nach so langer Zeit des Abstand-Haltens war mir das echt einfach zu „nah“ 😉
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Ich bin trotz der ganzen Lockerungen in England eher noch sehr vorsichtig. Ich muss nicht gleich ins nächste Restaurant stürmen, auch wenn Drinnen-Essen jetzt wieder erlaubt ist. Der Ordnungshüter und ich sind zwar schon 1x geimpft und die zweite Impfung steht in den nächsten Tagen an. Dennoch zieht es mich nicht in Restaurants.
Unser gesamtes Handeln ist noch von Vorsicht geprägt. Wir waren zwar zwei Mal für Kurztripps in den Cotworlds und Wales unterwegs. Aber haben da auch in Ferienwohnungen gewohnt und haben nur Aktivitäten unternommen, wo es nicht zu „dicht“ wurde.
Glücklicherweise bin ich der Kulturbanause schlecht hin, so dass für uns auch der Besuch von Theater, Oper oder sonstigen Großveranstaltungen erst mal nicht ansteht. Aktuell sieht es ja so aus, dass alle Maßnahmen in den nächsten zwei Wochen auslaufen könnten. Unverantwortlich bei den wieder steigenden Zahlen finde ich. Und zum Glück sehen das viele Wissenschaftler genau so. Daher hoffe ich, dass der Plan noch einmal gekippt wird!
Und dann kam die neue Delta Variante…
Zugegebenermaßen konnte ich mich zuletzt über die britische Regierung – trotz der ganzen Kopfschüttel-Maßnahmen zu Beginn der Pandemie – nicht beschweren. Gerade das Impftempo (das sicher einem ziemlich egoistischen Alleingang zu verdanken war) hat hier natürlich vieles verbessert. Und der wirklich lange Lockdown seit Weihnachten.
Meine „positive Stimmung“ änderte sich aber mit dem Auftauchen der Delta Variante aus Indien. Zu der Zeit hatte UK bereits ihr Traffic Light System eingeführt, was die Wiedereinreise aus dem Ausland anging. Bei den wenigen „Green-Countries“ ist lediglich ein Test nach Ankunft nötig, aber keine Quarantäne.
Bei Rückreise aus „Amber-Countries“ ist eine 10-tägige häusliche Quarantäne mit einem Test am 2. und am 8. Tag notwendig. Und wenn man aus einem „Red-Country“ kommt, ist die 10-tägige Hotelquarantäne in ausgewiesenen Hotels Pflicht. Die Kosten dafür, 1.750 Pfund, muss man selbst zahlen…
Warum bleibt Indien so lange auf der Amber-List?
Nachdem schon mindestens 2-3 Wochen die neue Variante in Indien grassierte, bliebt Indien weiter „nur“ auf der Amber List der UK. Johnson hatte in der Zeit selbst vor, wegen des Abschlusses eines Trade-Deals nach Indien zu fliegen. Letztendlich hat er wegen des Risikos durch die Delta Variante die Reise abgesagt. Und erst dann wurde Indien auch als Red-Country eingestuft. Hatte Johnson wohl keine Lust auf 10 Tage Hotelquarantäne?
Tja, und jetzt haben wir auf der Insel wieder eine neue, noch ansteckendere Variante als die Kent Variante, die sich munter verbreitet! Mein englischer Bekannter macht dafür sogar den Brexit verantwortlich weil er meint, dass dieser Trade Deal nur deshalb so wichtig war, weil der Handel mit Europa wegbricht. Ich bin in dieser Hinsicht wirklich nicht gut im Bilde, aber mehr und mehr merkt man leider selbst oder hört von den negativen Auswirkungen des Brexits.
So gibt es zum Beispiel aktuell KEINEN legalen Weg für junge europäische Menschen, als Au Pair ins UK zu kommen. Wir haben zwar schon länger kein Au Pair mehr. Aber es sind genug Familien für die Kinderbetreuung auf Au Pairs angewiesen und die haben nun richtig Probleme.
Unsere Ferienpläne für den Sommer – mal wieder unsicher
Dank der indischen Variante ist diese positive Stimmung, was die Entwicklung der letzten Wochen angeht, dahin! Mal wieder ist es ungewiss, welche Quarantäne uns erwartet, wenn wir nach Deutschland fahren und vor allem auf dem Rückweg.
Die 14 Tage Quarantäne, die wir aktuell in Berlin absitzen müssten, wären noch nicht mal das Riesenproblem: Die Erwachsenen meiner Berliner Familie sind überwiegend durchgeimpft, mein Mann und ich dann auch. Die Kinder könnten wir vorher und nachher auch regelmäßig testen. 14 Tage Quarantäne bei meinen Eltern sind wegen des großen Gartens und dem social distanced Entertainment durch Mensch und Tier wirklich gut aushaltbar.
Aber wenn wir dann auch bei Rückkehr wieder 10 Tage in London in Quarantäne müssten, wären wir für drei Wochen „Freigang“ in den Sommerferien, dreieinhalb Wochen in Quarantäne! Plus die ganzen Kosten für die notwendigen Tests.
Das kotzt einen schon echt an! Mir macht es das „Inselleben“ obendrein mehr und mehr madig! Wenn man zum gefühlt hundertsten Mal mit Freunden diskutiert, ob und wie man von der Insel runter kommt, um die Familie in Europa zu besuchen, und man mitbekommt, was manchen für Steine in den Weg gelegt werden, nervt das nur noch!
Warum muss man das Risiko eingehen nach Deutschland zu fahren?
Manche fragen sich vielleicht, warum wir überhaupt planen, nach Deutschland zu fahren und das Risiko der Variantenausbreitung „in Kauf nehmen“. Das mag vielleicht egoistisch klingen.
Aber zumindest WIR haben jeden Trip nach Deutschland während der Pandemie sehr vorsichtig angegangen. Mal kamen wir aus dem kompletten Lockdown, wo wir alle wochenlang keinen Außenkontakt hatten. Mal haben wir vorab in London eine Woche Haus-Quarantäne gemacht um sicherzugehen, dass wir nicht noch erkranken. Zusätzlich sichern wir uns durch Schnelltests ab, seit es diese gibt (selten ein „tolleres“ Weihnachtsgeschenk bekommen als die 20 Schnelltests dieses Jahr ;-)).
Für mich ist es ein echtes no-go, hier auf der Insel die kompletten Sommerferien zu verbringen. Viel zu sehr vermissen wir alle die Familie in Berlin.
Von daher hoffen wir derzeit und sind eigentlich auch sehr versteift darauf, dass wir für die Sommerferien von der Insel runterkommen. Die Einreise nach Deutschland können sie Deutschen zumindest nicht verweigern und wir sind alle deutsch. Selbst wenn wir die Quarantäne sowie die extra Kosten für die ganzen Tests auf uns nehmen müssen.
Der absolute Supergau wäre dann natürlich, wenn Deutschland während der Sommerferien auf die Red-List käme und wir uns nach der Rückreise für 10 Tage in ein Hotel begeben müssten! Aber danach sieht es derzeit ja glücklicherweise nicht aus. Dass wir uns bei Wiedereinreise ins UK – wie beim letzten Mal – wieder ziemlich fremdenfeindlichen Fragen der Boarder Controll aussetzen werden, damit rechne ich bereits, kann aber damit leben…
Eure Uta x
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